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Holger Schramm MUSIK IM RUNDFUNK In: Deutscher Musikrat / Deutsches Musikinformationszentrum (Hrsg.): Musikleben in Deutschland, Bonn 2019, S. 536–565 http://www.miz.org/musikleben-in-deutschland.html Im Druck veröffentlicht: März 2019 © Deutsches Musikinformationszentrum MUSIK LEBEN in Deutschland

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Page 1: Musik iM Rundfunk - MIZ · Übertragung eines Konzerts der King’s Singers durch den SWR bei den Schwetzinger Festspielen 2018 Musik iM Rundfunk M usik war schon immer ein wesentlicher

Holger Schramm

Musik iM Rundfunk

In: Deutscher Musikrat / Deutsches Musikinformationszentrum (Hrsg.): Musikleben in Deutschland, Bonn 2019, S. 536–565

http://www.miz.org/musikleben-in-deutschland.html

Im Druck veröffentlicht: März 2019© Deutsches Musikinformationszentrum

20182019

MUSIK

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Mit seinem reichen kulturellen Erbe und einer lebendigen Musikszene ist Deutschland ein Land der Musik. Millionen Menschen singen in Chören oder spielen ein Instrument; Musiktheater, Orchester, Ensembles und Bands sorgen für ein abwechslungsreiches musikalisches Angebot. Täglich erle-ben wir so die verschiedensten Genres, Stile und Musikkulturen. In 22 Fachbeiträgen bündelt das Deutsche Musikinformationszentrum ausgewählte Fakten zum Musikleben und beschreibt zentrale Bereiche in ihren Entwicklungen: von der musikalischen Bildung über das Amateurmusizieren und die professionelle Musikausübung bis hin zur Musikwirtschaft.

MUSIKLEBENin Deutschland

ISBN 978-3-9820705-0-6

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Kapitel |

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Übertragung eines Konzerts der King’ s Singers durch den SWR bei den Schwetzinger Festspielen 2018

Musik iM Rundfunk

Musik war schon immer ein wesentlicher Baustein des Rundfunkprogramms. Welchen Stellenwert Musik heute im Radio und Fernsehen besitzt und welche Möglichkeiten diese Medien für den Musikkonsum bieten, beschreibt Holger Schramm.

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Musik im Rundfunk |

| Holger Schramm

Musik iM Rundfunk

Musik stellt für Rundfunksender – insbesondere für Hörfunksender – eine pro-minente Kategorie im Programm dar. Mit Recht, denn Musik wird von der Bevöl-kerung in hohem Maß nachgefragt: Von den 16 Stunden, die wir im Durchschnitt pro Tag nicht schlafen, hören wir in der Regel mehr als fünf Stunden medial vermittelte Musik, den Großteil davon über Hörfunk und Fernsehen.1 Rundfunk-musik spielt demnach für die meisten Deutschen eine zentrale Rolle im Alltags-leben, obwohl die Rundfunksender in den letzten zehn Jahren starke Konkurrenz hinsichtlich des medialen Musikangebots bekommen haben: „30 Millionen Lieder. Streaming-Dienste wie Spotify oder Apple Music bieten unbegrenzten Zugriff auf die Songs der Menschheit. Nun können alle alles hören und das jederzeit“, titelte das Nachrichtenmagazin Der Spiegel bereits Anfang 2016. Mittlerweile ermöglicht Amazon unter dem bezeichnenden Titel „Amazon Music Unlimited“ sogar den Zu-griff auf 50 Millionen Songs. Allein das Onlinemusikangebot hat spätestens seit der Etablierung der Streamingdienste – darunter das Videoportal YouTube – eine Dimension erreicht, die sich mit deskriptiven Bestands- und Strukturdaten nicht mehr darstellen lässt. Da zudem auch die Rundfunksender selbst vermehrt Musik online bereitstellen, um einen zeit- und ortsunabhängigen Abruf und damit eine zeitgemäße Nutzung vieler Angebote zu ermöglichen, ist es mitunter sehr schwie-rig, analytisch zwischen Rundfunkangeboten im engeren Sinn sowie Telemedien im weiteren Sinn zu trennen. Hier wird daher die Struktur und Entwicklung solcher Musikangebote beschrieben, die zweifelsfrei dem Rundfunk zuzuordnen sind und die im klassischen Sinne – ob analog oder digital – im Rundfunk gesendet werden.

RechtlicheR RahMen und aufgaben des Rundfunks

Die wichtigste Rechtsquelle für den Rundfunk in Deutschland ist zunächst das Grundgesetz: Neben Presse-, Informations- und Meinungsfreiheit wird dort explizit auch Rundfunkfreiheit als ein Grundrecht gewährleistet, auf das sich Rundfunk-sender – ob öffentlich-rechtlich oder privat – berufen können. Das Grundgesetz ordnet die Kultur und damit auch den Rundfunk den Bundesländern zu: Sie sind

also primär für die Gesetzgebung, die Verwaltung und Aufsicht des Rundfunks zuständig. Folglich konkretisieren Landesrundfunkgesetze den verfassungsrecht-lichen Rahmen für die öffentlich-rechtlichen Landesrundfunkanstalten; Landes-mediengesetze bewerkstelligen dies für die privaten Rundfunkanbieter und regeln beispielsweise Zulassung und Aufsicht durch die Landesmedienanstalten. Länderübergreifende Regeln und Gesetze werden in sogenannte „Staatsverträge“ gefasst, die dann von den beteiligten Bundesländern in Person der Ministerprä-sident*innen unterzeichnet und von den Länderparlamenten ratifiziert werden müssen. 1987 wurde nach einer Reihe wegweisender Urteile des Bundesverfas-sungsgerichts mit dem „Staatsvertrag zur Neuordnung des Rundfunkwesens“ die duale Rundfunk ordnung durch die Bundesländer besiegelt. Seit 1991 erstmals als gesamtdeutscher Staatsvertrag und seit Ende 2016 in Form des 20. Rundfunkände-rungsstaatsvertrags regelt er alle Details der Rundfunkordnung und des Rundfunk-betriebs in Deutschland, neben Programm- und Werbevorschriften vor allem die Aufgabenteilung zwischen öffentlich-rechtlichem und privatem Rundfunksystem.2

Die öffentlich-rechtlichen Sender haben danach eine Grundversorgung im Sinne eines Kultur- und Bildungsauftrags zu leisten, d. h. ein vielfältiges, umfassendes und möglichst ausgewogenes mediales Angebot in den Bereichen Information, Bildung, Kultur, aber auch Unterhaltung sicherzustellen und dabei auch regionalen Bedürf-nissen Rechnung zu tragen. Um dies technisch, organisatorisch und personell leis-ten zu können, wird die Finanzierung im Gegenzug durch einen obligatorischen

Konzertaufzeichnung (links) und Studioaufnahme (rechts) beim WDR in Köln

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Rundfunkbeitrag (bis 2012: Rundfunkgebühr) sichergestellt, aus dem der öffent-lich-rechtliche Rundfunk auch eine Bestands- und Entwicklungsgarantie ablei-ten kann bzw. die Gewähr, mit technischen und sozio-kulturellen Entwicklungen Schritt halten und ihnen gerecht werden zu können. In sehr eingeschränktem Maß darf sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk auch über Werbeeinnahmen finanzie-ren, was angesichts des Umfangs der Einnahmen aus dem Rundfunkbeitrag (pro Jahr über acht Milliarden Euro, wovon die ARD ca. sechs, das ZDF ca. zwei Milliarden und das Deutschlandradio ca. 250 Millionen Euro erhält) mitunter auch kritisch gesehen wird, insbesondere von Interessensvertretungen des Privatrundfunks. Es erscheint aber dann legitim, wenn man als Teil einer umfassenden Grundversor-gung auch eine Versorgung mit werbenden Informationen (über Produkte, Dienst-leistungen, aber z. B. auch Parteien im Vorfeld von Wahlen) versteht.

beitrag finanziert werden, sichergestellt – auch, um Meinungsmacht zu verhin-dern. Denn während der öffentlich-rechtliche Rundfunk durch Rundfunkräte mit Vertretern gesellschaftlich relevanter Bereiche und damit auch des Musiklebens (vor allem durch die Landesmusikräte, aber auch z. B. durch Komponistenorga-nisationen beim BR oder die Landesakademie für musisch-kulturelle Bildung beim SR) in einem demokratischen Sinn aufgestellt ist und dadurch auch gesell - schaftlich kontrolliert wird, stehen hinter privaten Rundfunkveranstaltern zumeist ganz spezifische Wirtschafts-, Medien- oder Politikgruppierungen als Gesellschafter. Da sich der private Rundfunk allein über Werbeeinnahmen finan-ziert, kann sich das Programm komplett am Markt, an Einschaltquoten und lukrativen Zielgruppen orientieren. Pro Jahr nehmen die privaten Fernsehsender über Werbung ca. vier Milliarden Euro, die privaten Radiosender ca. eine halbe

Wittener Tage für neue Kammermusik: Der Großteil der rund 600 Werke, die seit 1969 im Rahmen des Festivals uraufgeführt wurden, ist im Auftrag des WDR entstanden.

Die privaten Sender haben nur einen sogenannten Grundstandard zu erfül-len, d. h. ihr Programmangebot folgt keinem Kultur- und Bildungsauftrag, keinem Vielseitigkeits- und Ausgewogenheitskriterium. Es muss trotzdem gewisse Regeln, beispielsweise mit Blick auf Jugendschutz, Persönlichkeits-rechte und andere verfassungsrechtliche Grundsätze (z. B. die Unantastbarkeit der Würde des Menschen), einhalten. Dies wird durch die Kontrolle externer Gremien bzw. die Landesmedienanstalten, die ebenfalls über den Rundfunk-

Milliarde Euro ein. Trotz Marktorientierung und fehlenden Bildungsauftrags sind jedoch auch die Programme der Privaten durch den Rundfunkstaatsver-trag aufgefordert, zur kulturellen Vielfalt in Deutschland beizutragen – dies kann und sollte zugleich ein zentrales Kriterium bei der Lizenzierung durch die Landes medienanstalten sein.

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stRuktuR und PRogRaMMangebot

Das Angebot an Rundfunkprogrammen – mal mit mehr, mal mit weniger Musik anteil – ist beachtlich, und dies sowohl im öffentlich-rechtlichen wie auch im privaten Rundfunk.

Öffentlich-rechtlicher Rundfunk

Die neun Landesrundfunkanstalten (WDR, BR, hr, SR, radiobremen sowie die Mehr-länderanstalten NDR, MDR, SWR und rbb) betreiben in der Summe sieben regio-nale „Dritte“ Fernsehprogramme; gemeinsam bieten sie als Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD) „Das Erste“ als nationales Fernsehprogramm an, daneben u. a. den digital empfangbaren Bildungs- und Kulturkanal ARD alpha. Die ARD verantwortet zudem u. a. in Kooperation mit dem ZDF den Kinderkanal KiKA, mit ZDF, ORF und dem Schweizer Fernsehen SRG SSR das Drei-Länder-Kulturprogramm 3sat und mit ZDF und France Télévisions das deutsch-französische Kulturprogramm ARTE. Das

ZDF betreibt neben dem Zweiten Deutschen Fernsehprogramm die digitalen Pro-gramme ZDFinfo und ZDFneo. Das Programm ZDFkultur zu den Themenberei-chen Musik, Darstellende Künste und Filmkultur, das durch Wiederholungen von Musik show-Klassikern wie „Melodien für Millionen“, „Musik liegt in der Luft“, „Show Palast“ oder der „ZDF-Hitparade“ einen starken Nostalgiecharakter aufwies, wurde 2016 eingestellt.

Je nach Größe und kultureller Heterogenität des Sendegebiets bietet jede Landes-rundfunkanstalt außerdem zwischen vier und acht analog empfangbare Hörfunk-programme in ihrem Sende-gebiet an, die mit Blick auf Programminhalte und Hörer-segmente unterschiedlich kon-zipiert sind und dadurch in ihrer Gesamtheit zur Erfüllung des Programmauftrags beitra-gen. Alle Programme sind digital über DAB und als Live-Stream/Webradio auch bundesweit zu empfangen. Dazu kommen – außer bei hr, rbb und SWR – bis zu vier zusätzliche Hörfunkprogramme pro Landesrundfunkanstalt, die aufgrund der UKW-Frequenzknappheit im regionalen Stammsendegebiet ausschließlich digi-tal über DAB zu empfangen sind. Insgesamt bieten die Landesrundfunk anstalten 69 Hörfunkprogramme an, 14 davon sind ausschließlich digital zu empfan-gen. Während das ZDF keine eigenen Hörfunkprogramme betreibt, trägt es aber gemeinsam mit der ARD die öffentlich-rechtliche Körperschaft Deutschlandradio mit den drei nationalen Hörfunkprogrammen Deutschlandfunk, Deutschland-funk Kultur und dem digitalen Jugend-Pop-Programm Deutschlandfunk Nova. Die Deutsche Welle (DW) untersteht als Rundfunkanstalt des Bundesrechts der Rechts-aufsicht durch die Bundesregierung und stellt den Auslandsrundfunk der Bundes-republik Deutschland dar – mit hohem Informations- und geringem Musikanteil.

Im Sinn des Kultur- und Bildungsauftrags gehören zu fast allen Landesrundfunk - anstalten eigene Musikensembles (vgl. Abbildung 3). Mit ihren über 20 Klang-körpern, darunter hochrangige Sinfonieorchester, Big Bands, Rundfunk- und Kammerchöre sowie ein Kinderchor (MDR), sind die Landesrundfunkanstalten laut einem Bericht der einstigen Enquete-Kommission des Deutschen Bundestags zur Kultur in Deutschland weltweit der größte Musikproduzent. Sie tragen mit

Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten

mit den für den Musikbereich relevanten Abtei-

lungen und Redaktionen sowie die Vertreter der

Bereiche Musik bzw. Kultur in den Rundfunk-

räten sind auf den Seiten des MIZ dargestellt.

„Tabaluga“ mit dem MDR-Kinderchor

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Kompositionsaufträgen, mitunter an junge und noch wenig etablierte Kompo-nist*innen, sowie mit Aufführungen, Aufnahmen und Sendungen von jährlich über 1.000 Konzerten in allen Regionen Deutschlands – darunter viele Urauf-führungen 3 – maßgeblich zur Vielfalt und Entwicklung der internationalen zeit-genössischen Musik szene bei. Sie treten nicht nur als Initiatoren und Träger von Konzertreihen (z. B. musica viva beim BR), sondern auch als Kulturveranstalter und -vermittler im Rahmen von Musikwettbewerben (Internationaler Musikwett-bewerb der ARD 4), Musikfestivals (Donaueschinger Musiktage, Wittener Tage für neue Kammer musik) oder schulischen Initiativen (Musikvermittlungsprojekt der ARD in Kooperation mit dem Deutschen Musikrat5) in Erscheinung und bringen sich in ihrer Rolle als gewichtiger Kulturförderer beständig in die Kulturpolitik von Bund und Ländern ein.

Privater Rundfunk

Der private Rundfunk wird im Bereich des Fernsehens vor allem von zwei Konzer-nen bestimmt: der ProSiebenSat.1 Media SE und der RTL Group SA (zu 75,1 Prozent im Besitz der Bertelsmann SE & Co. KGaA, die zu den 15 größten Medienkonzer-nen der Welt gehört). Zur ProSiebenSat.1 Media SE mit Sitz in München gehören die natio nalen Fernsehsender Sat.1, ProSieben, kabel eins und sixx sowie weitere kleinere Sender. Zur RTL Group SA mit Sitz in Köln zählen zu 100 Prozent der Sender RTL und der Nachrichtensender n-tv, außerdem anteilig die Sender RTL II, Super RTL und VOX. Aus den Spartensendern sind Deluxe Music, MTV und VIVA (bis 2018) als reine Musik sender hervorzuheben. Daneben existierten laut Jahrbuch der Landesmedien anstalten Anfang 2017 noch 214 regionale und lokale Fernseh-sender, die zur lokalen Kulturberichterstattung durchaus beitrugen.6 Die Zahl der Sender ist jedoch seit Jahren rückläufig. Ein Hauptgrund dürfte in der Schwierig-keit liegen, dass die Sender aufgrund der geringen Reichweite meist eine negative Erlös-Kosten-Bilanz aufweisen – mit anderen Worten: Viele Programme lassen sich am lokalen Markt nicht ausreichend kapitalisieren – und gerade Kulturprogramm ist in der Regel kostenintensiv.

Genreübergreifendes Repertoire: Die NDR Radiophilharmonie spielt neben klassischer Musik auch Filmmusik, Oper und Alte Musik. Spezielle Konzertformate richten sich an Kinder und Jugendliche.

Gegenüberliegende Seite: NDR Radiophilharmonie mit Filmmusik-Wunschkonzert (oben),

Familienkonzert „Orchester-Detektive“ (Mitte), „Phil & Chill“ (unten links) und Kinderkonzert „Käpt’n Kruso“ (unten rechts)

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Auch der Großteil der 268 privaten Radioprogramme, die über UKW und/oder DAB ausstrahlen, ist lokal bis regional ausgerichtet. Nur ca. jedes vierte Programm sen-det landesweit. Hinzu kommen 20 bundesweite Privatprogramme, die über DAB und/oder Satellit empfangbar sind.7 Hervorzuheben sind Sender wie Schlager-paradies oder Klassik Radio, deren Programmangebot schon anhand des Namens zu erkennen ist und die als bundesweite Digital-Sender operieren, aber mitunter auch lokale UKW-Stützfrequenzen nutzen können.

Musik in den höRfunkPRogRaMMen

Musik war seit den Anfängen des Hörfunks in Deutschland ein wichtiger, wenn nicht der wichtigste Baustein in den Rundfunkprogrammen. Am 29. Oktober 1923 wurde mit einem Klassikkonzert aus dem Vox-Haus in Berlin die erste Musiksendung im Hörfunk ausgestrahlt und der sogenannte „Unterhaltungsrundfunk“ begründet. Die Hörfunksender ließen in den ersten Jahren die Musik von sendereigenen Musik-ensembles – meist live – spielen. Obwohl diese Praxis zunächst beibehalten wurde – in den nachfolgenden Jahrzehnten sollten sich mit den sendereigenen Sinfonie-orchestern gar Ensembles bilden, die sich mit den besten Klangkörpern der Welt messen und entsprechend namhafte Dirigenten verpflichten konnten –, setzten sich die Vorteile der Schallplattenradioprogramme schnell durch (s. dazu auch den

Beitrag „Orchester, Rundfunkensembles und Opernchöre“ von Gerald Mertens). Zusammen mit der Entwicklung von Beat- und Popmusik in den 1960er Jahren bewirkte die hohe Nachkriegsgeburtenrate eine große Nachfrage jugendlicher Radio hörer*innen nach Sendern wie Radio Luxemburg. So wurde schließlich in den 1970er Jahren – mit beachtlichem zeitlichem Verzug – auch in Deutschland die programmliche Entwicklung jugendorientierter und poplastiger Programme wie SWF 3 vorangetrieben. Die sogenannten Servicewellen der Siebziger boten ein durch-hörbares Programm mit einem klar definierten und in der Regel am Mainstream ori-entierten Musikspektrum an. Die Wortbeiträge wurden zu festen Zeitpunkten einer Sendestunde mit maximal drei Minuten Länge gesendet, sodass den Hörer*innen ein einfaches und verlässliches Programmschema geboten wurde.

In der deutschen Radiolandschaft wurden ab Mitte der 1980er Jahre drei Typen von Hörfunkprogrammen unterschieden:

1. Informations-, News- und Talk-basierte Programme, 2. Full-Service-Programme (z. B. „Middle of the Road“ bzw. MOR) und 3. die musikbasierten Programmtypen, die sich im Vergleich zu den

zwei erstgenannten am weitesten ausdifferenziert haben.

Bei der Konzeption von Musikprogrammen werden folgende drei Aspekte heran-gezogen:

1. die Musikfarbe bzw. das Musikgenre, 2. die Zielgruppe (meist in Form von Altersspannen, hin und wieder auch

in Form von Einkommen, Bildung und kulturellem Background) und 3. der Moderationsstil, die Präsentationsform sowie mitunter die klangliche

Gesamtanmutung.

Die wichtigsten musikbasierten Programmtypen in der deutschen Hörfunkland-schaft sind im Folgenden aufgeführt, jeweils – wenn möglich – mit Beispielen von privaten und öffentlich-rechtlichen Sendern (vgl. Abbildung 1).

Der Musikanteil bei den Musikprogrammen liegt im Schnitt bei ca. 70 Prozent.8 Bei privaten Hörfunksendern ist er im Durchschnitt höher als bei den öffentlich- rechtlichen Sendern, was aber auch daran liegt, dass die öffentlich-rechtlichen

Profis aus dem Popgeschäft coachen Gesangs-talente in der Show „The Voice of Germany“ von ProSieben und SAT.1.

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abb. 1 | differenzierung von Musikprogrammen im hörfunk

Landesrundfunkanstalten neben AC-, CHR- und Melodieradio-Wellen auch die informationslastigeren Kulturprogramme und – ganz entscheidend – reine Informations- und Nachrichtenwellen im Portfolio haben. So ergibt sich bei den öffentlich-rechtlichen Sendern über alle Wellen hinweg ein Musikanteil von durchschnittlich 60 Prozent (beim Deutschlandradio mit seinem Informations- und Nachrichten-„Flaggschiff“ Deutschlandfunk von 40 Prozent). Fast die Hälfte davon entfällt auf Pop- und Rockmusik, etwa ein Viertel auf die sogenannte Unterhaltungsmusik (Schlager, Evergreens, Operettenmelodien, Volksmusik) und ein Fünftel auf die klassische Musik (vgl. Abbildung 2). Diese hat in den letzten Jahren – auch durch die digitalen Programme – kontinuierlich an Anteil verloren. Ein Blick auf entsprechende Musiksendezeiten zeigt deutlich, dass viele Rundfunk-

anstalten durch ihre digitalen Wellen die tägliche Sendeleistung an Pop- und Rock-musik massiv erhöhen, manche sogar nahezu verdoppeln. Etwas anders ist dies bei der Unterhaltungsmusik, die auf den digitalen Wellen einiger Anstalten gar nicht gesendet wird, dagegen bei Anstalten wie dem BR, der große Teile seiner Unterhal-tungsmusik in den digitalen Bereich auf Wellen wie BR Heimat (Volksmusik) und Bayern plus (Schlager und Evergreens) verschoben hat, sogar eine überragende Rolle spielt. Die klassische Musik findet beim überwiegenden Teil der Landes- rundfunkanstalten im digitalen Programm nicht statt. Eine Ausnahme ist hier der MDR mit seiner Digital-Welle MDR Klassik und 502 zusätzlichen Sendeminuten pro Tag.9

Im Zuge der Diskussion um kulturelle und musikalische Vielfalt in den Hörfunk-programmen und vor dem Hintergrund, dass in vielen europäischen Ländern eine Quotenregelung für einheimische Musik existiert, stellt sich auch hierzulande seit Jahren immer wieder die Frage, welchen Anteil deutschsprachige Musik oder zumindest von deutschen Autor*innen und Komponist*innen kreierte Musik in den Hörfunkprogrammen haben sollte und welche Effekte dies zeitigen würde.10 Nicht zu übersehen und zu überhören ist, dass deutschsprachige Musik aktuell in den Charts und den Programmen der reichweitenstarken Sender prominent ver-treten ist. Laut GEMA-Daten lag bereits 2014 der Sendeanteil deutscher Musik im U-Segment (Pop- und Rockmusik sowie Unterhaltungsmusik) bei 28 Prozent, im E-Segment, also der Klassik, waren es sogar 32 Prozent.11

Wolfgang Niedecken, Sänger der Band BAP, als Moderator im WDR-Hörfunk

Abb. 1 | Differenzierung von Musikprogrammen im Hörfunk

Programmtyp Musik Zielgruppe Moderation Beispiele Bemerkungen

Adult Contemporary (AC)

aktuelle Hits u. Hits der letzten 30 Jahre; eher melodiöse Titel aus den Bereichen Pop und Rock

14-49 Jahre

gemäßigt jugendlich, gemäßigt aufdringlich

Antenne Bayern, radio ffn, NDR 2, SWR3

häufigster Pro-grammtyp (bei ca. 50 % der Privatradiosender)

Contemporary Hit Radio (CHR)

aktuelle Hits aus den Top 40-Charts; Hits der letzten 1-2 Jahre; verschieden ste Musikgenres (wie in den Charts)

14-29 Jahre

jugendlich, frech, eher aufdringlich

bigFM, Radio Energy, N-Joy, You FM

zweithäufigster Programmtyp (bei ca. 15 % der Privatradiosender)

Klassikradio

klassische Musik, vor allem bekannte u. beliebte Werke oder auch Werkausschnit-te aus dem 17.-19. Jh.; Jazz; Weltmusik; Filmmusik

höher Ge-bildete ab 18 Jahren, durchschn. über 40 Jahre

unaufdringlich, sachlich, wert-schätzend

WDR 3, BR-KLASSIK, hr2-kultur,Klassik Radio

im Portfolio jeder öffentlich-rechtli-chen Landesrund-funkanstalt; im Angebot nur eines einzelnen Privatradiosenders

Melodieradio

Mischung aus Schla-gern, schlagerartiger volkstümlicher Musik und Operettenmusik

35 Jahre u. älter, durchschn. über 50 Jahre

erwachsen, hei-ter, beschwingt

105’5 Spree-radio, NDR 1, WDR 4

Radio Arabella aus München strahlte diesen Programm-typ erstmals 1989 aus

Album Oriented Rock (AOR)

progressive Rockmu-sik; viele Albumtitel, die nicht in den Charts platziert waren/sind

sozial höher Ge-bildete ab 18 Jahren

unaufdringlich, sachlich Rock Antenne

Programm, das als Gegenreaktion zu den CHR-Program-men geschaffen wurde

Quelle: Zusammengestellt für das Deutsche Musikinformationszentrum von Holger Schramm.

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Musik im Rundfunk |

abb. 2 | Musik und Wort in den aRd-hörfunkprogrammenAbb. 2 | Musik und Wort in den ARD-Hörfunkprogrammen

LandesrundfunkanstaltenDLR DW4

BR HR MDR NDR RB RBB SR SWR WDR Insg.Anzahl der Programme 9 6 9 11 5 7 6 8 8 69 3 9

Hörfunkprogramme5 5 6 7 8 4 7 4 8 6 55 2 9digitale Hörfunkprogramme 4 - 2 3 1 - 2 - 2 14 1 -

Sendeminuten Programme insgesamt (in Tausend)2017 insgesamt 4.825 3.164 4.962 5.851 2.628 3.913 3.154 4.581 4.253 37.332 1.639 245

Hörfunkprogramme 2.723 3.164 3.897 4.274 2.102 3.913 2.102 4.581 3.202 29.960 1.113 245digitale Hörfunkprogramme 2.102 - 1.064 1.577 526 - 1.051 - 1.051 7.371 526 -

Sendeminuten nach Programmgattungen und -sparten insgesamt 2017 (in Tausend)6

Musik 2.721 1.892 3.250 3.700 1.939 2.310 2.032 3.037 2.769 23.651 653 12Hörfunkprogramme 1.441 1.892 2.324 2.737 1.472 2.310 1.576 3.037 1.867 18.657 315 12digitale Hörfunkprogramme 1.279 - 926 963 467 - 456 - 902 4.994 337 -

Rock-, Popmusik 1.077 1.131 751 1.190 1.162 841 1.048 1.697 1.428 10.325 43 -Hörfunkprogramme 581 1.131 751 703 657 841 782 1.697 715 7.859 43 -digitale Hörfunkprogramme 496 - 0 487 505 - 266 - 713 2.466 0 -

Unterhaltungsmusik 921 393 1.817 716 270 330 485 1.031 900 6.862 316 -Hörfunkprogramme 175 393 1.370 206 270 330 325 1.031 740 4.840 93 -digitale Hörfunkprogramme 746 - 447 510 0 - 160 - 160 2.022 223 -

Klassik 523 368 710 291 179 793 289 309 544 4.006 101 -Hörfunkprogramme 523 368 208 288 179 793 259 309 514 3.440 101 -digitale Hörfunkprogramme 0 - 502 3 0 - 30 - 30 565 0 -

Wort 2.081 1.236 1.679 2.139 659 1.567 1.096 1.502 1.463 13.422 986 233Information, Service 1.782 837 1.157 2.097 605 1.712 1.132 1.038 758 11.117 787 -Kultur, Bildung 300 146 143 538 318 137 127 222 467 2.397 389 -Unterhaltung 198 253 351 1.008 65 64 48 243 136 2.366 3 -

Werbefunk 24 36 33 12 29 36 25 42 21 259 0 -

Hinweis: Die der Darstellung zugrunde liegenden Daten werden im Rahmen der ARD-Hörfunkstatistik von den einzelnen Sendean-stalten erhoben und vom Deutschen Rundfunkarchiv online veröffentlicht. Seit 2016 werden in der Hörfunkstatistik auch die digitalen Hörfunkprogramme ausgewiesen; diese Programme werden ausschließlich digital über Kabel, Satellit, DAB+ und/oder Internet ausgestrahlt, d. h. eine terrestrische Übertragung analoger Art findet nicht statt.1 Anteile am Gesamtprogramm einschließlich digitaler Hörfunkprogramme; ohne Deutsche Welle.2 Nur Landesrundfunkanstalten, d. h. ohne Deutschlandradio und Deutsche Welle.3 Ohne Deutsche Welle.4 Deutsche Welle sendet in 9 Fremdsprachen. Programmgattungen Musik und Wort sind nicht weiter ausdifferenzierbar.5 Gemeinschaftsprogramm COSMO wird bei allen beteiligten Landesrundfunkanstalten (WDR, RBB, RB) berücksichtigt.6 Aufgrund teils unterschiedlicher Zuordnungskriterien werden Musiksendungen auch in Wort-Kategorien (z. B. „Unterhaltung“

oder „Kultur/Bildung“) erfasst und darüber hinaus Sendeminuten nach Musik und Wort z. T. auch sendungs- bzw. beitragsbezogen ermittelt. Hierdurch ist ein Vergleich der Musikanteile zwischen den Sendeanstalten nur bedingt möglich. Auch führt dies zu einer Differenz zwischen den ausgewiesenen Sendeminuten des Gesamtprogramms Musik bzw. Wort und der Summe der Sendezeiten der einzelnen Musik- bzw. Wortkategorien.

Quelle: Zusammengestellt vom Deutschen Musikinformationszentrum nach: ARD-Hörfunkstatistik, diverse Jahrgänge, sowie ARD- Jahrbücher, diverse Jahrgänge.

581

1131

751

703

657

841

782

1697

715

43

496

487

505

266

713

0 400 800 1.200 1.600 2.000

BR

HR

MDR

NDR

RB

RBB

SR

SWR

WDR

DLR

in Tsd.

175

393

1.370

206

270

330

325

1.031

740

93

746

447

510

160

160

223

0 400 800 1.200 1.600 2.000

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514

101

502

3

30

30

0 400 800 1.200 1.600 2.000

KlassikRock-, Popmusik Unterhaltungsmusik

Sendezeiten nach Musikrichtungen und Rundfunkanstalten 20173 Hörfunkprogrammedigitale Programme

Klassik

0% 20% 40% 60% 80% 100%

BR

HR

MDR

NDR

RB

RBB

SR

SWR

WDR

DLR

Musik Wort Werbefunk

Musik- und Wortanteile nach Rundfunkanstalten 20171 Entwicklung des Musikanteils am Gesamtprogramm der Hörfunkprogramme2

0%

5%

10%

15%

20%

25%

30%

2006 2008 2010 2012 2014 2016

Rock-, Popmusik Unterhaltungsmusik Klassik

2017

Anteile am Gesamtprogramm einschließlich digitaler Programme

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Musik im Rundfunk |

Musik-MaRktfoRschung deR höRfunksendeR

Im Gegensatz zu den öffentlich-rechtlichen Radiosendern sind private Radio-sender komplett auf Werbeeinnahmen angewiesen. Und je höher die Einschalt-quoten und Reichweiten von Radioprogrammen, desto mehr Werbeerlöse lassen sich erwirtschaften. Es ist also nicht verwunderlich, dass die meisten Privatradio-sender auf ein AC-Programm setzen und aktuelle Hits sowie die Superhits der letz-ten 30 Jahre spielen. Dies ist die Musikmischung, die den 14- bis 49-Jährigen, also der werberelevanten Zielgruppe, am besten gefällt. Da ein 14-Jähriger jedoch in der Regel nicht den gleichen Musikgeschmack hat wie eine 49-Jährige, ist es nicht leicht, Musikprogramme zu entwickeln, die von einem möglichst großen Perso-nenkreis positiv bewertet und in der Folge regelmäßig genutzt werden. Dennoch wird versucht, dies auf der Basis von Marktforschung umzusetzen. Ermittelt wird, welche Musik von welchen Personen akzeptiert wird (daher auch „Akzeptanzfor-schung“ genannt); das Ergebnis ist neben der Expertise der Musikredakteure der wichtigste Faktor für die Entscheidung, welche Musiktitel gespielt werden bzw. auf die sogenannte „Playlist“ kommen.12 Diese umfasst alle Titel, die der Sender in sein Programm integrieren möchte – unabhängig davon, ob sie häufig (bis zu mehrmals täglich) oder selten (etwa nur zwei- oder dreimal im Jahr) gespielt wer-den. Die Playlist stellt das Musikrepertoire eines Radioprogramms dar und umfasst bei AC-Sendern nur noch selten mehr als 1.000 Titel, in der Regel nur zwischen

200 und 500. Der Trend geht dabei zu noch kleineren Playlists – vor allem bei den CHR-Sendern, welche die „Top-40“-Idee oft sehr wörtlich nehmen.

Insbesondere zwei Testverfahren kommen in der Marktforschung zur Anwen-dung: Call-Outs sind schnell und günstig durchzuführen, werden daher von den meisten Radiosendern verwendet und stellen die zentrale Planungsbasis für das Musikprogramm dar. Dabei werden wöchentlich oder zumindest alle zwei Wochen ca. 50 Hooks (markanter Ausschnitt eines Titels mit einer Länge von ca. acht bis zwölf Sekunden und mit dem vermeintlich höchsten Wiedererkennungswert) knapp 100 bis 200 zufällig ausgewählten Personen der Zielgruppe in randomisier-ter Reihenfolge über das Telefon vorgespielt. Jeder Titel wird von diesen Personen auf mehrere Kriterien hin beurteilt. In der Regel handelt es sich um die drei Aspekte Bekanntheit („Haben Sie diesen Titel schon einmal gehört?“), Gefallen („Wie ge-fällt Ihnen dieser Titel?“) und Sättigung („Würden Sie diesen Musiktitel in Ihrem meistgehörten Radioprogramm gerne häufiger hören?“). Über die Sättigung (auch Burn-out genannt) wird primär ermittelt, ob sich die Hörer*innen an dem entsprechenden Titel überhört haben. Nur in wenigen Ausnahmefällen werden zusätzliche Fragen, z. B. nach der vermuteten Senderzugehörigkeit oder nach der gewünschten Tageszeit, zu der ein Titel gespielt werden soll, gestellt. Bei den Call-Outs werden insbesondere solche Titel getestet, die sehr häufig im Radio gespielt werden, sich also in einer hohen Rotationsstufe befinden und bei denen Sättigungs-tendenzen wahrscheinlicher sind. Titel können so bei bestimmten Kennwerten zeitnah in das Programm aufgenommen oder ausgeschlossen werden.

Auditorium-Tests hingegen sind zeitlich aufwändiger, kostenintensiver und wer-den deshalb auch nur ein- bis zweimal pro Jahr von den Radiosendern finanziert. Eine Gruppe von 150 bis 300 Personen wird nach bestimmten Quoten – meist ent-sprechend der soziodemografischen Zusammensetzung der Zielgruppe des Senders – rekrutiert und in ein Hotel, einen Kino- oder Hörsaal eingeladen. Dort bekommen die Gäste mehrere hundert Hooks (in Einzelfällen sogar bis zu 1.000 Hooks) vorge-spielt und müssen Bewertungen anhand der oben genannten drei Kriterien vor-nehmen. Die Auditorium-Tests eignen sich zum Testen großer Teile der Playlist, also auch derjenigen Titel, die sich nicht in der höchsten Rotationsstufe befinden.

Die „Scores“ der drei Kriterien Bekanntheit, Gefallen und Sättigung werden bei beiden Testverfahren für jeden Titel zu Gesamt-Scores verdichtet und in

Chartstürmer: Der Titelsong der Serie „Babylon Berlin“ war nicht nur im Fernsehen beliebt, sondern wurde auch im Radio und Internet millionenfach gehört.

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Musik im Rundfunk |

zielgruppenspezifische Ranglisten bzw. soziodemografische Splittings überführt, aus denen leicht abzulesen ist, welcher Titel bei welchen Hörer*innen gut oder weniger gut abschneidet. Das Maß, in dem die gewonnenen Ergebnisse in die Programmgestaltung einfließen, variiert von Sender zu Sender. Sowohl private wie öffentlich-rechtliche Sender verwenden für ihre reichweitenstarken Programme im AC- und CHR-Bereich diese Art der Marktforschung sowie zunehmend auch Daten, die sie über eigene Online-Rück-kanäle bzw. die eigene Webpräsenz einsammeln.13 Programmmacher von Kultursendern benutzen die Standard-testverfahren in der Regel gar nicht. Sie bauen vor allem auf die Expertise und Erfahrung ihrer Musikredakteure.

Musikangebot übeR WebRadios

Seit Mitte der 1990er Jahre sind zahl-lose Musikradiosender und -programme im Internet dazu gekommen. Die Vorteile des Internets als Radiomedium liegen klar auf der Hand: Es bietet unbegrenzten Raum und hat nicht mit Frequenzknapp-heit zu kämpfen. Ein Radiosender im Internet bedarf keiner großen Investition und keiner Lizenzierung, sodass die Markteintrittsbarrieren für Programm-macher sehr niedrig sind. Mit geringen Kosten bedarf es außerdem nur geringer Erlöse, um rentabel zu bleiben. Insofern benötigen die Anbieter keine großen

abb. 3 | sendegebiete und ensembles der aRd-landesrundfunkanstalten

Symphonieorchester des BRMünchner RundfunkorchesterChor des BR

Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin*Deutsches Symphonie-Orchester Berlin* RIAS Kammerchor*

Rundfunkchor Berlin*BERLIN

Frankfurt a. M.

hr-Sinfonieorchesterhr-Bigband

MDR-SinfonieorchesterMDR-RundfunkchorMDR-Kinderchor

Leipzig

NDR Elbphilharmonie Orchester

NDR BigbandNDR Chor

Hamburg

NDR RadiophilharmonieHannover

Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern

Saarbrücken

Kaiserslautern

Stuttgart

SWR Big BandSWR VokalensembleSWR Symphonieorchester

WDR SinfonieorchesterWDR Funkhausorchester

WDR Big BandWDR Rundfunkchor

Köln

München

ENSEMBLES

Orchester

Chor

Big Band

Jugendensemble

Grenze der Landesrund-funkanstalten der ARD

* Die Berliner Ensembles gehören der Rundfunk Orchester und Chöre GmbH (roc berlin) an. Gesell- schafter sind das Deutschlandradio (40%), die Bundesrepublik Deutschland (35%), das Land Berlin (20%) und der Rundfunk Berlin-Brandenburg (5%).

Ensemble mit mehreren Standorten

Bayerischer Rundfunk

Hessischer Rundfunk

Mitteldeutscher Rundfunk

Norddeutscher Rundfunk

Rundfunk Berlin-Brandenburg

Saarländischer Rundfunk

Südwestrundfunk

Westdeutscher Rundfunk

StaatsgrenzeLändergrenzeVerdichtungsraum0 50 100 km7525

Landesrundfunkanstalten der ARDOrchester, Chöre, Big Bands

Quelle: Deutsches Musikinformationszentrum 2019

© Deutscher Musikrat/ Deutsches Musikinformationszentrum

Kartographie: S. DutzmannLeipzig, 2019

Das MIZ wird gefördert von:

Symphonieorchester des BRMünchner RundfunkorchesterChor des BR

Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin*Deutsches Symphonie-Orchester Berlin* RIAS Kammerchor*

Rundfunkchor Berlin*BERLIN

Frankfurt a. M.

hr-Sinfonieorchesterhr-Bigband

MDR-SinfonieorchesterMDR-RundfunkchorMDR-Kinderchor

Leipzig

NDR Elbphilharmonie Orchester

NDR BigbandNDR Chor

Hamburg

NDR RadiophilharmonieHannover

Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern

Saarbrücken

Kaiserslautern

Stuttgart

SWR Big BandSWR VokalensembleSWR Symphonieorchester

WDR SinfonieorchesterWDR Funkhausorchester

WDR Big BandWDR Rundfunkchor

Köln

München

ENSEMBLES

Orchester

Chor

Big Band

Jugendensemble

Grenze der Landesrund-funkanstalten der ARD

* Die Berliner Ensembles gehören der Rundfunk Orchester und Chöre GmbH (roc berlin) an. Gesell- schafter sind das Deutschlandradio (40%), die Bundesrepublik Deutschland (35%), das Land Berlin (20%) und der Rundfunk Berlin-Brandenburg (5%).

Ensemble mit mehreren Standorten

Bayerischer Rundfunk

Hessischer Rundfunk

Mitteldeutscher Rundfunk

Norddeutscher Rundfunk

Rundfunk Berlin-Brandenburg

Saarländischer Rundfunk

Südwestrundfunk

Westdeutscher Rundfunk

StaatsgrenzeLändergrenzeVerdichtungsraum0 50 100 km7525

Landesrundfunkanstalten der ARDOrchester, Chöre, Big Bands

Quelle: Deutsches Musikinformationszentrum 2019

© Deutscher Musikrat/ Deutsches Musikinformationszentrum

Kartographie: S. DutzmannLeipzig, 2019

Das MIZ wird gefördert von:

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Musik im Rundfunk |

Reichweiten und können mit Sparten- und Special-Interest-Angeboten auch sehr kleine Zielgruppen anvisieren.

In Deutschland waren es im Jahr 1994 die Deutsche Welle und ein Jahr später B 5 aktuell, der Informationssender des Bayerischen Rundfunks, die mit ihrem ter-restrischen Radioprogramm als erste online gingen. DSL und Flatrate haben die Entwicklung von Internetradios in Deutschland begünstigt, deren Klangqualität aufgrund der hohen Übertragungsleistung mittlerweile annähernd CD-Standard erreicht und damit die Qualität der terrestrischen Sender sogar übertrifft. Smart-phone, Laptop oder internetfähige Radios ermöglichen den mobilen Empfang jederzeit und an jedem Ort.

Folgende Angebotsformen haben sich etabliert:

1. Livestream (das Programm wird zu einem bestimmten Zeitpunkt im Stream gesendet; alle Hörer*innen hören zu einer bestimmten Zeit dasselbe),

2. On-Demand-Streaming (Programme können individuell zu jedem Zeitpunkt über Streaming abgerufen werden; alle hören zu einer bestimmten Zeit nicht dasselbe),

3. Podcasting (Programme in Form von Audiodateien werden über einen Web-Feed bezogen und auf dem Endgerät, z. B. Smartphone, iPod oder Laptop, gespeichert).

Von Internetradios, deren Programm eins zu eins auch terrestrisch über UKW oder DAB zu hören ist (Simulcast-Webradios), lassen sich die „reinen“ Internetradios (Online-Only-Webradios) unterscheiden. Aggregatoren (z. B. liveradio.de) bündeln und strukturieren wiederum dieses große Angebot an Internetradios, stellen aber keine eigenen Programme zur Verfügung. Musikportale arbeiten ähnlich, sind aber meist heterogener und bündeln nicht nur Internetradios, sondern alle mög-lichen Musikangebote. Hervorzuheben sind Streamingdienste wie Apple Music oder Spotify, die darüber hinaus eigene, von Redakteuren zusammengestellte und betreute Musikprogramme anbieten. Die Online-Only-Webradios werden zuneh-mend auch in Form von User-Generated-Radio-Streams befüttert. Hier können einzelne User ihr individuell zusammengestelltes Musikprogramm anderen zum Abruf anbieten und sich so eine regelrechte Fan-Base aufbauen.

Der Webradiomonitor, eine Studie, die seit 2009 im Auftrag der Bayerischen Lan-deszentrale für neue Medien (BLM) jährlich den Bestand der Internetradios auf dem deutschen Online-Audio-Markt ermittelt, weist für das Jahr 2017 eine Gesamt-zahl von 2.399 Webradio-Programmen aus, davon 349 Programme von UKW-/DAB-Simulcast-Webradios, weitere 429 Sub-Programme dieser Simulcast- Webradios und 1.624 Online-Only-Programme. Dazu kommen 9.476 User-Generated-Radio- Streams und redaktionell kuratierte Playlists der Streaming-Plattformen. Insge-samt stehen den Nutzern somit fast 12.000 Musikprogramme als Streams zur Verfügung.14 Der Trend ist dabei unverkennbar: Die Gesamtanzahl von Anbie-tern bzw. Plattformen stagniert, geht im Bereich der klassischen Webradios sogar leicht zurück, aber die Anzahl der Angebote und Streams, die über Streaming-Plattformen laufen, steigt nach wie vor an – und zwar vor allem im Bereich der User-Generated- und kuratierten Streams. Im Ergebnis werden die Angebote im-mer spezieller, Musiknischen und kleinste Zielgruppen können adressiert wer-den. Radiohörer*innen können damit heute zeitsouverän und ortsunabhängig bzw. jederzeit und überall gezielt das Musikprogramm hören, das ihrem aktuel-len individuellen Bedürfnis am besten entspricht.

Die Musikvielfalt wird auch anhand folgender Zahlen sehr deutlich: Während im Bereich der Simulcast-Webradios die AC- und CHR-Programme dominieren, gehen die Online-Only-Webradios mit ihren Programmen auch in solche Bereiche, die sich für klassische UKW-Sender finanziell nicht tragen, und spielen Musikgenres wie Dance (267 Angebote), Schlager/Volksmusik (255 Angebote), Rock (164 Angebote), Weltmusik (72 Angebote) oder auch Black Music (42 Angebote). Mit anderen Worten: Allein im Dance-Genre entspricht die Programmfülle quantitativ dem gesamten terrestrischen deutschlandweiten UKW-Radiomarkt des privaten Rundfunks.

Musik in den feRnsehPRogRaMMen

Musiksendungen zählen seit der Gründung des öffentlich-rechtlichen Fernse-hens in den 1950er Jahren zum festen Programminventar. Unvergessen sind Kult-sendungen wie der „Beat-Club“ (1965– 1972), „Disco“ (1971 – 1982), „Die ZDF-Hitparade“ (1969–2000) und die Sendung „Formel Eins“ (1983– 1990), in der bereits vier Jahre vor dem Start von MTV Europe (1987) und zehn Jahre vor dem Start von VIVA in Deutschland (1993) Musikvideoclips zu bestaunen waren. Unvergessen sind für

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Musik im Rundfunk |

viele Deutsche auch die großen Samstagabendshows wie „Anneliese Rothenberger gibt sich die Ehre“ (1971 – 1981), „Ein Kessel Buntes“ (1972–1992), „Musik ist Trumpf“ (1975– 1981), „Musikantenstadl“ (1983– 2015), das „ARD-Wunschkonzert“ (1984– 1998) oder „Melodien für Millionen“ (1985–2007). Die Übertragung des „Eurovision Song Contests“ oder „Die Helene-Fischer-Show“ am ersten Weihnachtstag gehören – gemessen an Einschaltquoten und gesellschaftlicher Anschlusskommunikation – alljährlich zu den Fernsehhighlights vieler Deutscher. Die mehrmals jährlich stattfindenden Feste der Volksmusik und die wöchentlich ausgestrahlten Musik-castingshows („The Voice of Germany“, „Deutschland sucht den Superstar“) finden ebenso nach wie vor ihr treues Millionenpublikum.15

Mit Blick auf Fernsehangebote, bei denen die Musik im Mittelpunkt steht und die folglich unzweifelhaft den Musiksendungen zuzuschreiben wären, können fol-gende Programmkategorien unterschieden werden:

› Konzertübertragung (z. B. Opern, Festspiele, Live Aid), › Musikshow, Wunschkonzert (z. B. „Musikantenstadl“), › Hitparade, Chart-Show (z. B. „Die ZDF-Hitparade“, „Die ultimative Chart-Show“),

Nostalgieshow (z. B. Die 70er / 80er /90er Show), › Musikfilm (z. B. „Amadeus“), › Musikquiz (z. B. „Erkennen Sie die Melodie?“), › Musikwettbewerb (z. B. „Eurovision Song Contest“), › Musikcastingshow (z. B. „The Voice of Germany“).

Daneben gibt es zahlreiche Programme, bei denen Musik zwar prominent, vorder-gründig und über große Teile der Sendung zu hören ist, bei denen aber beispiels-weise Tanzwettbewerbe („Let’s Dance“, „Got to Dance“) oder andere Show- und Unterhaltungselemente im Fokus stehen können und die meistens in Sendestatisti-ken schon nicht mehr unter „Musik“, sondern unter „Unterhaltung“ geführt werden.

Definitiv nicht unter „Musik“ geführt werden in den Statistiken Filme, Serien, Gameshows, Quizsendungen, Dokumentationen und Werbespots, obwohl Musik hier zu großen Teilen funktional im Hintergrund läuft und auf diese Weise maß-geblich nicht nur zur Ausgestaltung des Programmangebots, sondern auch zum Rezeptionserlebnis und damit zum täglichen Musikkonsum beiträgt. Allein 90 Prozent der Werbespots verwenden mittlerweile Musik.16

Mit den üblichen Sendeleistungsstatistiken wird also der Stellenwert der Musik im Rundfunk massiv unterschätzt; der Sendeanteil liegt bei den meisten öffentlich- rechtlichen Sendern nur bei unter einem Prozent. Selbst ein reiner Bildungs- und Kulturspartensender wie ARD alpha, der sich explizit auch der Musik verpflichtet fühlt, kommt nur auf einen vermeintlichen Anteil von 2,7 Prozent, was – weil die anderen ARD-Sender noch wesentlich geringere Anteile aufweisen – ganze 35 Prozent der Gesamtsendezeit von Musiksendungen in der ARD ausmacht.

Das ZDF unterscheidet innerhalb der Kategorie „Konzert- und Bühnendarbie-tungen“ nicht zwischen Konzert, Musiktheater, Schauspiel, Kleinkunst, Kabarett und Varieté und subsumiert viele Musiksendungen unter der Kategorie „Unterhal-tung“, sodass Musiksendungen sogar nur einen angeblichen Anteil von 0,3 Prozent besitzen. 3sat als Kultursender differenziert zumindest zwischen Musiktheater,

Die Schwetzinger SWR Fest-spiele sind live vor Ort und über eine Vielzahl digitaler Plattformen zu erleben. SWR und ARTE übertragen die Konzerte im Radio, Fernsehen und Internet. Die European Broadcasting Union sorgt für eine weltweite Verbreitung.

Schwetzinger Festspiele 2018: der linke Zirkelbau von Schloss Schwetzingen (links oben), Besucher in der Kirche St. Pankratius (links unten), Übertragung eines Konzerts des SWR Vokalensembles (rechts)

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Musik im Rundfunk |

Musikshows und Konzerten und kommt über alle drei Kategorien hinweg auf einen Sendeanteil von 3,4 Prozent – Tendenz in den letzten Jahren jedoch fallend. Bei ARTE erreicht die Musik, wie eine Sonderauswertung der Kategorien Oper, Klassikkonzerte, Popkonzerte, Maestro, Musica und Performing Arts (Konzerte, Show, Zirkus und Ballett) für das Deutsche Musikinformationszentrum (MIZ) zeigt, immerhin einen Sendeanteil von 6,3 Prozent (vgl. Abbildung 5). Auch hier wird der Stellenwert von Musik jedoch unterschätzt, da einige Musiksendungen in den Bereichen „Dokumentation“ bzw. „Kultur“ erfasst sind. Und statistisch

abb. 4 | Musiksendungen in den fernsehprogrammen der aRd

ebenfalls nicht berücksichtigt ist das Online-Musikangebot ARTE Concert (concert.arte.tv), das allein jährlich mehr als 900 Aufführungen und Konzerte zeigt, davon ca. die Hälfte im Livestream.

Eine Besonderheit stellen nach wie vor die reinen Musikspartensender wie MTV, VIVA oder Deluxe Music dar. Ihr Programm besteht größtenteils aus Musikvideo-clips und somit unzweifelhaft aus Musiksendungen. Sie machen also einen nicht unerheblichen Anteil am Gesamtmusikangebot im Fernsehen aus. Ihr Stern sinkt jedoch seit zehn Jahren. Während MTV und VIVA in den 1990er Jahren noch das tagesbegleitende „visuelle Radio“ vieler Jugendlicher waren und selbst im Jahr 2006 – also direkt vor dem Smartphonezeitalter – noch auf stolze 2,2 bis 2,3 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 29-Jährigen kamen, stellte MTV Germany im Jahr 2011 den herkömmlichen Betrieb ein und war von da an bis Ende 2017 nur noch im Pay-TV zu empfangen. Inzwischen ist das Programm wieder im Free-TV sowie als Live-stream über die Homepage und für die MTV Play App zugänglich.17 VIVA, obwohl durchgehend im Free-TV zu empfangen, musste sich in den letzten Jahren die Sen-dezeit auf den zugewiesenen Kanälen immer wieder mit wechselnden Sendern

Abb. 4 | Musiksendungen in den Fernsehprogrammen der ARD

in Minuten in % des jeweiligen Gesamtprogramms2006 2008 2010 2012 2014 2016 2017 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2017

Erstes Programm 625 153 445 576 317 301 208 0,1 <0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 <0,1Dritte Programme 41.568 37.061 36.133 29.713 25.712 29.446 26.559 1,0 0,9 0,9 0,7 0,6 0,7 0,6

BR 6.328 5.602 4.882 3.163 4.346 4.941 5.441 1,3 1,1 1,0 0,6 0,9 1,0 1,1HR1 5.179 4.516 3.751 305 180 232 839 1,0 0,9 0,7 0,1 <0,1 <0,1 0,2MDR 1.555 969 1.452 1.685 1.922 1.749 1.957 0,3 0,2 0,3 0,3 0,3 0,3 0,4NDR/RB 3.128 3.581 2.682 3.108 3.200 3.231 2.940 0,5 0,6 0,4 0,5 0,5 0,6 0,5RBB 3.027 1.652 1.150 1.154 1.678 1.360 714 0,6 0,3 0,2 0,2 0,3 0,3 0,1SR/SWR 6.229 7.853 9.391 8.494 3.964 3.761 1.928 0,9 1,1 1,3 1,2 0,6 0,5 0,3WDR 16.122 12.888 12.825 11.804 10.422 14.172 12.740 2,6 2,0 1,8 1,7 1,5 2,0 1,8

ARD-alpha2 - - - - 15.215 14.043 14.314 - - - - 2,9 2,7 2,7Insgesamt 42.193 37.214 36.578 30.289 41.244 43.790 41.081 0,9 0,8 0,8 0,6 0,8 0,8 0,8

Hinweis: Die ausgewiesenen Daten, die im Rahmen der ARD-Fernsehstatistik von den einzelnen Sende anstalten erhoben und vom Deutschen Rundfunkarchiv veröffent-licht werden, be ziehen sich jeweils auf Sendeleistungen des Ressorts „Musik“. Darüber hinaus können Musik-anteile auch in anderen Ressorts (z. B. „Unterhaltung“ oder „Kultur und Wissenschaft“) enthalten sein. Die inhaltlichen Zuordnungskriterien eines Senders können sich über die Zeit verändern und unterscheiden sich teils von denen anderer Sender. Hierdurch ist ein Vergleich der dargestellten Musikanteile sowohl im Zeitverlauf als auch zwischen den einzelnen Sendern nur einge-schränkt möglich.1 Durch Streichung des Matinee-Platzes am Sonntag hat

der Hessische Rundfunk ab dem Jahr 2012 wöchent-lich ca. 90 min. weniger Musik gesendet.

2 Der digitale Bildungskanal ARD-alpha wird durch den Bayerischen Rundfunk verantwortet und ging mit einer Neuausrichtung auf das bundesdeutsche Gesamtgebiet aus dem Programm BR-alpha (bis 2013) hervor.

3 Wertetabelle und Hinweise zu den Musikanteilen bei ZDF, 3sat und ARTE vgl. Abb. 5. Für ARTE liegen bis einschließlich 2012 keine vergleichbaren Daten vor.

Quelle: Zusammengestellt und berechnet vom Deut schen Musikinformationszentrum nach: ARD- Fernsehstatistik u. -Jahrbücher, diverse Jahrgänge; ZDF-Jahrbücher, diverse Jahrgänge; ARTE G.E.I.E Sonderauswertung Musik.

<1% 13%

2%5%

7%

2%5%

31%

35%Sendezeit

Musik insgesamt:41.081 Min.

Erstes Programm

BR

MDR

NDR/RB

RBB

SR/SWR

WDR

Anteil der Musiksendungen am jeweiligenGesamtprogramm nach Sendern 2017

Anteil der Musiksendungen an der Gesamtsendezeit Musik nach Sendern 2017

%

HR

<0,1

1,1

0,2

0,4

0,5

0,1

0,3

1,8

2,7

0,0% 0,5% 1,0% 1,5% 2,0% 2,5% 3,0%

Erstes Programm

BR

HR

MDR

NDR/RB

RBB

SR/SWR

WDR

ARD-alphaARD-alpha

Entwicklung des Musikanteils in den ARD-Fernseh-programmen Erstes, Dritte (gesamt) und ARD-alpha im Vergleich zu ZDF, 3sat und ARTE 3

DasErste

Dritte

ZDF

3sat

ARD-alpha

ARTE

0%

1%

2%

3%

4%

5%

6%

7%

2006 2008 2010 2012 2014 2016 2017

Abb. 4 | Musiksendungen in den Fernsehprogrammen der ARD

in Minuten in % des jeweiligen Gesamtprogramms2006 2008 2010 2012 2014 2016 2017 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2017

Erstes Programm 625 153 445 576 317 301 208 0,1 <0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 <0,1Dritte Programme 41.568 37.061 36.133 29.713 25.712 29.446 26.559 1,0 0,9 0,9 0,7 0,6 0,7 0,6

BR 6.328 5.602 4.882 3.163 4.346 4.941 5.441 1,3 1,1 1,0 0,6 0,9 1,0 1,1HR1 5.179 4.516 3.751 305 180 232 839 1,0 0,9 0,7 0,1 <0,1 <0,1 0,2MDR 1.555 969 1.452 1.685 1.922 1.749 1.957 0,3 0,2 0,3 0,3 0,3 0,3 0,4NDR/RB 3.128 3.581 2.682 3.108 3.200 3.231 2.940 0,5 0,6 0,4 0,5 0,5 0,6 0,5RBB 3.027 1.652 1.150 1.154 1.678 1.360 714 0,6 0,3 0,2 0,2 0,3 0,3 0,1SR/SWR 6.229 7.853 9.391 8.494 3.964 3.761 1.928 0,9 1,1 1,3 1,2 0,6 0,5 0,3WDR 16.122 12.888 12.825 11.804 10.422 14.172 12.740 2,6 2,0 1,8 1,7 1,5 2,0 1,8

ARD-alpha2 - - - - 15.215 14.043 14.314 - - - - 2,9 2,7 2,7Insgesamt 42.193 37.214 36.578 30.289 41.244 43.790 41.081 0,9 0,8 0,8 0,6 0,8 0,8 0,8

Hinweis: Die ausgewiesenen Daten, die im Rahmen der ARD-Fernsehstatistik von den einzelnen Sende anstalten erhoben und vom Deutschen Rundfunkarchiv veröffent-licht werden, be ziehen sich jeweils auf Sendeleistungen des Ressorts „Musik“. Darüber hinaus können Musik-anteile auch in anderen Ressorts (z. B. „Unterhaltung“ oder „Kultur und Wissenschaft“) enthalten sein. Die inhaltlichen Zuordnungskriterien eines Senders können sich über die Zeit verändern und unterscheiden sich teils von denen anderer Sender. Hierdurch ist ein Vergleich der dargestellten Musikanteile sowohl im Zeitverlauf als auch zwischen den einzelnen Sendern nur einge-schränkt möglich.1 Durch Streichung des Matinee-Platzes am Sonntag hat

der Hessische Rundfunk ab dem Jahr 2012 wöchent-lich ca. 90 min. weniger Musik gesendet.

2 Der digitale Bildungskanal ARD-alpha wird durch den Bayerischen Rundfunk verantwortet und ging mit einer Neuausrichtung auf das bundesdeutsche Gesamtgebiet aus dem Programm BR-alpha (bis 2013) hervor.

3 Wertetabelle und Hinweise zu den Musikanteilen bei ZDF, 3sat und ARTE vgl. Abb. 5. Für ARTE liegen bis einschließlich 2012 keine vergleichbaren Daten vor.

Quelle: Zusammengestellt und berechnet vom Deut schen Musikinformationszentrum nach: ARD- Fernsehstatistik u. -Jahrbücher, diverse Jahrgänge; ZDF-Jahrbücher, diverse Jahrgänge; ARTE G.E.I.E Sonderauswertung Musik.

<1% 13%

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Musik insgesamt:41.081 Min.

Erstes Programm

BR

MDR

NDR/RB

RBB

SR/SWR

WDR

Anteil der Musiksendungen am jeweiligenGesamtprogramm nach Sendern 2017

Anteil der Musiksendungen an der Gesamtsendezeit Musik nach Sendern 2017

%

HR

<0,1

1,1

0,2

0,4

0,5

0,1

0,3

1,8

2,7

0,0% 0,5% 1,0% 1,5% 2,0% 2,5% 3,0%

Erstes Programm

BR

HR

MDR

NDR/RB

RBB

SR/SWR

WDR

ARD-alphaARD-alpha

Entwicklung des Musikanteils in den ARD-Fernseh-programmen Erstes, Dritte (gesamt) und ARD-alpha im Vergleich zu ZDF, 3sat und ARTE 3

DasErste

Dritte

ZDF

3sat

ARD-alpha

ARTE

0%

1%

2%

3%

4%

5%

6%

7%

2006 2008 2010 2012 2014 2016 2017

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Musik im Rundfunk |

wie Nickelodeon und Comedy Central teilen, lief daher nur noch zwölf Stunden am Tag und wurde zum Jahresende 2018 nach 25 Jahren Sendebetrieb eingestellt.

ausblick

Obwohl Hörfunk und Fernsehen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen in den letzten zehn Jahren an Bedeutung verloren haben, nutzen weiterhin 80 Pro-zent der Deutschen täglich Radio und Fernsehen und rezipieren somit unweiger-lich auch Musikangebote im Rundfunk. Diese Zahlen sind vor allem auf die ältere Hälfte der Bevölkerung zurückzuführen, die in den 1950er bis 1980er Jahren mit analogen Medien sozialisiert wurde und ihre Mediennutzung weitestgehend bei-behalten hat.

abb. 5 | Musiksendungen in den Programmen Zdf, 3 sat und aRte Andererseits hat sich das Angebot von Musik im Rundfunk im letzten Jahrzehnt durch digitale Kanäle und Plattformen vervielfältigt und sich dabei an immer speziellere Zielgruppen und Bedürfnisse angepasst. Schon heute hat die Musik im Prinzip einen weltweiten Marktplatz, auf dem dank Smartphones und Streaming-diensten jede*r zu jedem Zeitpunkt und an jedem Ort genau das findet, wonach ihm oder ihr gerade ist. Mehr Flexibilität und Individualität ist momentan kaum vorstellbar. Dass sich die Menschen in Zukunft mit weniger zufriedengeben, ist ebenso wenig vorstellbar.

Es spricht also alles dafür, dass die mobile Streamingwelt an Bedeutung weiter massiv gewinnen wird, insbesondere in den Teilen der Welt, die zurzeit an der tech-nischen Entwicklung noch nicht partizipieren. Und wenn, wie es die Entwicklung der letzten Jahre zeigt, auch zunehmend Hörfunkmusikprogramme, Musikfernseh-sendungen und Musikvideoclips ins Streaming abwandern und dort nachgefragt werden, dann wird deutlich: Die nachwachsenden Generationen wollen sich ihren Alltag nicht mehr von fixen Sendezeiten der Hörfunk- und Fernsehanbieter struk-turieren lassen. Sie werden sich nicht mit weniger zufriedengeben, als jegliche Medienangebote – auch die klassischen Rundfunkangebote – jederzeit und überall verfügbar zu haben. Die Rundfunksender in Deutschland haben dies erkannt und sich in den letzten zehn Jahren sukzessive an diese Veränderungen angepasst.

Holger Schramm ist Professor für Medien- und Wirtschaftskommu ni-kation am Institut Mensch-Computer-Medien der Universität Würzburg. Er forscht und lehrt u. a. zum Thema Musik und Medien.

1 Vgl. auch Holger Schramm [u. a.]: Medien und Musik, Wiesbaden 2017, hier S. 2 f.

2 Für eine Dokumentation der aktuellen rundfunkrechtlichen Staatsverträge

inkl. Rundfunkstaatsvertrag, ARD-Staatsvertrag, ZDF-Staatsvertrag, Deutsch-

landradio-Staatsvertrag, Rundfunkfinanzierungsstaatsvertrag, Rundfunk-

beitragsstaatsvertrag und Jugendmedienschutz-Staatsvertrag vgl. Media

Perspektiven 1 / 2018. Online unter: http://www.ard-werbung.de/media-

perspektiven/dokumentation (Zugriff: 13. November 2018).

Abb. 5 | Musiksendungen in den Programmen ZDF, 3sat und ARTE

in Minuten in % des jeweiligen Gesamtprogramms2006 2008 2010 2012 2014 2016 2017 06 08 10 12 14 16 17

ZDF-HauptprogrammKonzert- und Bühnendarbietungen1 2.073 2.226 2.246 1.414 1.688 1.361 1.497 0,4 0,4 0,4 0,3 0,3 0,3 0,3

3sat2

Musiksendungen insgesamt 34.437 29.821 25.744 21.274 21.459 17.521 18.097 6,6 5,7 4,9 4,0 4,1 3,3 3,4

Musikshow 4.573 4.210 4.230 3.268 2.151 1.202 1.054 0,9 0,8 0,8 0,6 0,4 0,2 0,2Musiktheater 6.044 4.828 5.188 2.506 3.454 2.530 2.509 1,1 0,9 1,0 0,5 0,7 0,5 0,5Konzert 23.820 20.783 16.326 15.500 15.854 13.789 14.534 4,5 3,9 3,1 2,9 3,0 2,6 2,8

ARTE3

Musik k. A. k. A. k. A. k. A. 22.950 32.372 33.272 k. A. k. A. k. A. k. A. 4,4 6,1 6,3Einbringungen MusikARTE Deutschland k. A. k. A. k. A. k. A. 11.546 18.369 16.945 k. A. k. A. k. A. k. A. 6,3 10,0 9,2

Hinweis: Dargestellt sind Sendezeiten und -anteile von Programmkategorien mit explizit gekennzeichnetem Musikbezug; darüber hinaus können Musikanteile auch in anderen Programmkategorien der jeweiligen Sender enthalten sein (z. B. „Unterhaltung“ beim ZDF, „Dokumentation“ oder „Kultur“ bei ARTE), die von den Sendern jedoch nicht ausgewiesen werden.1 Die Programmkategorie „Konzert- und Bühnendarbietungen“ des ZDF-Hauptprogramms wird nicht weiter ausdifferenziert; sie

beinhaltet sowohl Konzert und Musiktheater als auch Schauspiel, Kleinkunst, Kabarett und Varieté.2 Dargestellt ist der Musikanteil des 3sat-Gesamtprogramms, das sich aus Sendebeiträgen von ZDF, ARD, ORF und SRF speist.3 Dargestellt sind Programmleistungen der Sendeplätze Oper, Klassikkonzerte, Popkonzerte, Maestro, Musica und Performing Arts

(Konzerte, Show, Zirkus und Ballett) und deren Anteile am ARTE-Gesamtprogramm, das sich aus Sendebeiträgen von ARTE France und ARTE Deutschland speist. Einbringungen von ARTE Deutschland und deren Anteile an den Gesamtausstrahlungen von ARTE Deutschland werden gesondert aufgeführt. Nicht berücksichtigt ist das Online-Musikangebot Arte Concert, das seit 2009 jährlich mehr als 900 Aufführungen und Konzerte zeigt (davon ca. die Hälfte im Livestream). Für die Jahre bis 2012 liegen keine vergleichba-ren Daten vor.

Quelle: Zusammengestellt und berechnet vom Deutschen Musikinformationszentrum nach: ZDF-Jahrbücher, diverse Jahrgänge; Media Perspektiven. Basisdaten. Daten zur Mediensituation in Deutschland, diverse Jahrgänge; ARTE G.E.I.E Sonderauswertung Musik.

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3 Vgl. Bericht über die wirtschaftliche und finanzielle Lage der Landesrundfunk-

anstalten, April 2004, S. 45. Online unter https://www.landtag-bw.de/files/live/

sites/LTBW/files/dokumente/WP13/Drucksachen/3000/13_3141_D.pdf

(Zugriff: 13. November 2018).

4 Der Internationale Musikwettbewerb der ARD, veranstaltet seit 1952 und

inzwischen ausgerichtet vom BR, ist einer der renommiertesten und größten

Wettbewerbe für klassische Musik weltweit. Zahlreiche heute weltberühmte

Künstler*innen wurden durch ihn gefördert. Im Jahr 2018 traten 257 Musiker*in-

nen aus 36 Ländern und fünf Kontinenten in den Kategorien Gesang, Viola,

Trompete und Klaviertrio an.

5 Alle zwei Jahre sind bundesweit Schüler*innen ab der fünften Klasse aufge-

rufen, im Musikunterricht eigene Stücke zu komponieren – inspiriert von der

Musik eines Komponisten (2014: Dvořák, 2016: Vivaldi, 2018: Händel, 2020:

Beethoven). Die Landesrundfunkanstalten unterstützen das Projekt mit kosten-

freien Unterrichtsmaterialien, Video-Tutorials und einer speziellen Komponier-

Software. Die besten Werke werden in einem Abschlusskonzert aufgeführt,

das in allen Kulturwellen der Landesrundfunkanstalten, den Dritten Fernseh-

programmen sowie als Video-Livestream im Netz übertragen wird.

6 Vgl. die medienanstalten Jahrbuch 2016 / 2017, S. 120.

7 Ebd., S. 136.

8 Vgl. Wolfgang Gushurst: Popmusik im Radio. Musik-Programmgestaltung

und Analysen des Tagesprogramms der deutschen Servicewellen 1975–1995,

Baden-Baden 2000, S. 231.

9 Seit 2017 bündelt der MDR unter der Marke MDR Klassik seine Klassikaktivi-

täten in den Bereichen Hörfunk, Online und Social Media. Zur Marke gehören

auch die Klangkörper MDR-Sinfonieorchester, MDR-Rundfunkchor und

MDR-Kinderchor sowie das Festival MDR Musiksommer und das Musiklabel

MDR Klassik.

10 Im Überblick vgl. hierzu bereits Klaus Goldhammer [u. a.]: Musikquoten im

europäischen Radiomarkt. Quotenregelungen und ihre kommerziellen Effekte,

München 2005.

11 Vgl. die Darstellung des Deutschen Musikinformationszentrums: Auslands-

anteile bei Musiksendungen im Hörfunk, Bonn 2016. Online unter:

http://www.miz.org/downloads/statistik/55/55_Auslandsanteile_

Hoerfunk_2016.pdf (Zugriff: 22. November 2018). Jüngere Daten liegen

bei der GEMA derzeit nicht vor.

12 Vgl. Holger Schramm [u. a.]: Wie kommt die Musik ins Radio? Stand und Stellen-

wert der Musikforschung bei deutschen Radiosendern, in: Medien & Kommuni-

kationswissenschaft, 2002, S. 227 – 246.

13 Vgl. Holger Schramm, Johannes Knoll: Wandel der Musikprogrammierung im

Radio? Stand und Stellenwert der Musikforschung bei deutschen Radiosendern

2011, in: Medien & Kommunikationswissenschaft, 2012, S. 561 – 576.

14 Siehe den Webradiomonitor unter https://www.online-audio-monitor.de/

studie/webradiomonitor-2017. In Zukunft wird die Studie „Online-Audio-

Monitor“ heißen.

15 Zur Historie von Musiksendungen im Fernsehen s. Irving Benoît Wolther:

Musikformate im Fernsehen, in: Holger Schramm (Hrsg.): Handbuch Musik

und Medien. Interdisziplinärer Überblick über die Mediengeschichte der Musik,

2. Aufl., Wiesbaden 2018 (i. Dr.).

16 Für einen historischen Überblick über Musik in der Werbung s. Benedikt

Spangardt [u. a.]: Musik in der Werbung, in: Schramm (Hrsg.), Handbuch Musik

und Medien, Wiesbaden 2018 (i. Dr.).

17 Zu Musikfernsehsendern vgl. Daniel Klug, Axel Schmidt: Musikfernsehsender,

in: Schramm (Hrsg.), Handbuch Musik und Medien, Wiesbaden 2018 (i. Dr.).

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