k.west special musik märz 2016

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VERLAGSBEILAGE Love Story: Frank Peter Zimmermanns neue Stradivari Festivals: Acht Brücken, Klavier-Festival Ruhr und Schumannfest Künstler: George Benjamin, Graham Johnson und Joseph Moog

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Page 1: k.west Special Musik März 2016

Verlagsbeilage

Love Story: Frank Peter Zimmermanns neue Stradivari

Festivals: Acht Brücken, Klavier-Festival Ruhr und Schumannfest

Künstler: George Benjamin, Graham Johnson und Joseph Moog

Page 2: k.west Special Musik März 2016

Tickets & Infos achtbruecken.de 0221.280 281

Mo 2. Mai 20:00 Kölner Philharmonie

Do 5. Mai 20:00 Kölner Philharmonie

Mo 9. Mai 18:00 Funkhaus Wallrafplatz

Faada FreddyGospel Journey

Arvo Pärt: Lamentate

Eine A-cappella-Reise durch Gospel, Soul, Jazz und Hip-Hop.

Unterstützt durch

Galina Ustwolskaja Sonate für Violine

und Klavier Duett für Violine

und Klavier

Martin Smolka Neues Werk

Kompositionsauftrag ACHT BRÜCKEN |

Musik für Köln Uraufführung

Gefördert durch

Olga Scheps | Klavier Staatliches

Symphonieorchester Estland Bas Wiegers | Dirigent

Arvo Pärt Lamentate für Klavier

und Orchester

Galina Ustwolskaja Sinfonisches Poem

Nr. 1 und Nr. 2für Orchester

Gefördert durch

Carolin Widmann | Violine Nicolas Hodges | Klavier

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3k.west 03/ 16 MUsiKsPeCial

Inhalt Musik-Special 2016

Die Lady und der GeneralDer Geiger Frank Peter Zimmermannmusste »seine« Stradivari abgeben … Jetzt hat er eine neue.

Unter dem Vulkan Das Düsseldorfer Schumannfest schaut 200 Jahre zurück, auf ein Jahr ohne Sommer, 1816. Was war da los?

Ganz OhrDas Konzerthaus Dortmund findet, dass der Komponist George Benjamin reif ist für die Insel.

Der Geist des OstensDas Kölner Festival »Acht Brücken« würdigt die russische Komponistin Galina Ustwolskaja.

Mister LiedWas wäre der Sänger ohne ihn: Graham Johnson, der beste aller Klavier-Begleiter, ebenfalls beim Klavier-Festival Ruhr.

Regers Reiz Beim Klavier-Festival Ruhr präsentiert sich das junge Talent Joseph Moog.

Konzert-VorschauWas man in den Konzertsälen während der nächsten Monate nicht verpassen sollte

I M P R E S S U MMusik-Special

K . w E S t erscheint monatlich im K-West Verlag GmbHDinnendahlstr. 13445136 Essen

Tel.: 0201/49 068-14Fax: 0201/49 068-15www.kulturwest.de

R E D A K t I O NV.i.S.d.P.: A. Wilink

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M A R K E t I N GMaschMedia, Oberhausen

L A Y O U tMorphoria, Pecher

D R U C KHitzegrad Print Medien &Service GmbH, Dortmund

t I t E LIllustration: Morphoria

Tickets & Infos achtbruecken.de 0221.280 281

Mo 2. Mai 20:00 Kölner Philharmonie

Do 5. Mai 20:00 Kölner Philharmonie

Mo 9. Mai 18:00 Funkhaus Wallrafplatz

Faada FreddyGospel Journey

Arvo Pärt: Lamentate

Eine A-cappella-Reise durch Gospel, Soul, Jazz und Hip-Hop.

Unterstützt durch

Galina Ustwolskaja Sonate für Violine

und Klavier Duett für Violine

und Klavier

Martin Smolka Neues Werk

Kompositionsauftrag ACHT BRÜCKEN |

Musik für Köln Uraufführung

Gefördert durch

Olga Scheps | Klavier Staatliches

Symphonieorchester Estland Bas Wiegers | Dirigent

Arvo Pärt Lamentate für Klavier

und Orchester

Galina Ustwolskaja Sinfonisches Poem

Nr. 1 und Nr. 2für Orchester

Gefördert durch

Carolin Widmann | Violine Nicolas Hodges | Klavier

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Die Lady und der General

Eine Geige wird zum Politikum, ein Musiker verliert »die Liebe seines Lebens« und sein künstlerisches

Zentrum – und erfährt Hilfe aus China. Das ist die Geschichte des Geigers Frank Peter Zimmermann und zweier

kostbarer Stradivari-Geigen.

TexT UnD inTerView: ChRIStOPh VRAtZ

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5RUBRIKK.west 03/ 16

Foto: Harald Hoffmann-Hänssler

k.west – zehn Mal im Jahr, im gutsortierten

handel oder im Abonnement.

KULTURWEST.dE | MÄRZ 2016 | ISSN 1613 – 4273 | 4,50 €

Die Wahrheit über die »Lügenpresse«

Mach dir ein BildPoRTR ÄTfoTogR afIE IN KöLN UNd BoNN

Noch mehr BilderHIERoNYMUS BoSCH / HoRS T P. HoRS T

Moral & Aids, Lust & Gefahr KoNdoM IM KoPf

Hinter vorgehaltener Hand wird, egal, mit wem man spricht, Tacheles geredet: An einigen Positionen der NRW-Landesregierung zeige man sich engstirnig und kleingeistig; dort grassiere breitflächig eine Stau-nen machende Gleichgültigkeit, wenn es darum geht, im Interesse von Kunst und Künstlern zu handeln; was zähle, seien nackte Zahlen. Bilanzen kennen kein Einfühlungsvermögen und kein ideelles Werte-Be-wusstsein. Worum geht es? Seit 2002 hat Frank Peter Zimmer-mann, einer der herausragenden Geiger derzeit, auf einer Stradivari-Geige gespielt, die einst dem legen-dären Fritz Kreisler gehört hatte und dann in den Besitz der West LB gekommen war. Deren Rechts-nachfolgerin Portigon wollte die Leihgabe an Zim-mermann nicht verlängern. 2015, pünktlich zu Zim-mermanns 50. Geburtstag, musste er das Instrument zurückgeben. Seither liegt »Lady Inchiquin«, so ihr Name, in Stuttgart in einem Tresor: Höchststrafe für ein Saiteninstrument. Denn dessen Qualitäten erhalten sich nur, wenn es gespielt wird. Die Stillle-gung der Geige war allein schon deshalb eine törichte Entscheidung. Dabei hatte Zimmermann im Vorfeld selbst mitgeboten, um das Instrument, mit dem er künstlerisch liiert war und dem er Töne entlockte wie kein Zweiter, zu erwerben. Doch die Verhandlungs-partner stellten sich stur und ließen das Geschäft an einer vergleichsweise kärglichen Summe scheitern. Zimmermann war ohne Instrument. Zwar könnte er mit seinen Fähigkeiten aus jeder Fidel das Optimum herausholen, aber ein Musiker braucht ein gleich-wertiges Instrument als Partner. Knapp ein Jahr lang probierte er verschiedene Geigen, horchte hier, frag-te dort – etwas Geeignetes gab der Markt nicht her. Bis Herr Wu auf den Plan trat, der Anfang 2015 eine neue Geige erstanden hatte.Als Zimmermann Ende 2015 mit dem WDR-Sinfo-nieorchester China bereiste, wurde kurz vor Kon-zertbeginn in Shanghai Herr Wu vorstellig und ließ fragen, ob Zimmermann seine Geige anspielen wolle. Zimmermann willigte ein, nahm die Geige – und konnte sie nach wenigen Tönen identifizieren. Es war die »General Dupont«, ebenfalls ein Instru- ment des italienischen Meisterbauers Stradivari und einst im Besitz des großartigen belgischen Gei-gers Arthur Grumiaux.

[email protected]/804-8240

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monikern bei der deutschen Erstaufführung des Vi-olinkonzerts von Magnus Lindberg. Zunächst hatte er sie neu besaitet: Darmsaiten statt Synthetik. Das verfeinert den Klang und gestattet nuancierte gestal-terische Möglichkeiten.

k.west: Weshalb ist die Symbiose zwischen Instrument und Künstler so immens wichtig?Zimmermann: Man verliebt sich in eine Geige, wie es jetzt bei mir passierte. Aber es dauert Jahre, bis man sie wirklich beherrscht und jede Kleinigkeit herauskitzeln kann. Man atmet mit dem Instru-ment, lebt mit ihm so eng wie mit einem Partner. Daher gebe ich zu, dass ich hoffe, »Lady Inchiquin« eines Tages wieder spielen zu dürfen. Sie ist musika-lisch die Liebe meines Lebens.

k.west: Müssen Sie mit dem neuen Instru- ment bei einigen Werken nun wieder bei Null be-ginnen?Zimmermann: Nicht ganz, denn der General und die Lady besitzen einige Ähnlichkeiten. Die Lady war auf den beiden tieferen Saiten noch tiefer, so-norer, dunkler. Der General klingt heller, nicht so mitternachtsblau. Dafür produziert diese Geige auf der E-Saite einen Schmelz, der mich für alles ande-re entschädigt.

k.west: Können Sie den Moment beschrei-ben, als sie erstmals allein mit dem Instrument waren?Zimmermann: Zwischen Weihnachten und Neujahr hatte ich dazu erstmals richtig Gelegenheit. Das sind wirklich intime Momente. Meistens beginne ich bei einem neuen Instrument mit ganz einfachen Übun-gen, Terzen, Tonleitern; dann hört man sofort, wel-che Töne obertonreich sind, welche näseln. Wenn man einfach schlichte Töne spielt, erkennt man schnell das Potenzial einer Geige. Ich habe auch ge-merkt, wie viel Arbeit jetzt neu auf mich wartet. Wie behandle ich den Bogen, wie gehe ich mit dem Vi- brato um? Auch diese Geige ist, wie alle Stradivaris, eine Primadonna, und man möchte das Allerbeste aus ihr rausholen und sie spüren lassen, dass sie sich bei mir wohlfühlen darf.

k.west: Wie war es möglich, dass Sie so-fort den Klang des Instruments zuordnen konnten?Zimmermann: Die großen Stradivari-Geigen ha-ben alle eine eigene Persönlichkeit und ein eigenes Timbre. Im Fall dieser Geige war es leicht, weil ich mit den Grumiaux-Aufnahmen aufgewachsen bin. Mein Vater hatte dessen Bach- und Mozart-Plat-ten zu Hause. In Shanghai nun waren alle Vorzei-chen schlecht: Es war kaum Zeit vor dem Konzert, der Übe-Raum litt an schlechter Akustik. Ich habe den Koffer geöffnet und sofort gesehen, dass es eine Stradivari war. Dann habe ich etwas aus dem Brahms-Konzert gespielt. Auf der E-Saite – diese Süße! Der Klang war sofort unverwechselbar. Nach zehn, 15 Tönen habe ich Mozart gespielt. Ich war gerührt, Herr Wu war gerührt. Spontan habe ich die Geige mit in die Anspielprobe genommen, dann 45 Minuten später mit ins Konzert. Das habe ich vor-her noch nie gemacht.

k.west: Was war anders, verglichen mit den Geigen, die Sie vorher ausprobiert hatten?Zimmermann: Zehn Monate lang hatte ich unge-fähr alle zwei, drei Wochen eine andere Geige. Bei jeder dachte ich letztlich: Die Stimme passt nicht zu mir. Obwohl auch Stradivari-Geigen dabei wa-ren. Ich habe da oft das Sibelius-, anschließend das Brahms-Konzert gespielt. Das ging irgendwie. Doch als ich Mozart spielen sollte, wurde es schwer. Zum Glück bekam ich zu der Zeit eine Stradivari, die im Konzert zwar problematisch, aber vor dem Mikro-fon gut klingt. Die habe ich für meine Mozart-Auf-nahme schließlich gewählt. Aber kein Vergleich zu der Grumiaux-Geige.

Drei Jahre lang darf Zimmermann nun auf dem In-strument von Herrn Wu spielen. So der Leih-Ver-trag. Herr Wu weiß, was ein Instrument zum Leben braucht: intensive, gewissenhafte Zuwendung. Und weiß offenbar auch, dass man mit einer solchen Leih-Aktion viel an Prestige gewinnt, weltweit. Das allein würde ihn zum Berater der Landesregierung eignen. Zimmermann hat die neue Geige zunächst in China gespielt, dann in Berlin mit den Philhar-

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DIE TUP-FESTTAGE

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8 k.west 03/ 16MUsiKsPeCial

TexT StEPhAN SChwARZ-PEtERS

Das Jahr ohne Sommer

Wie hängen Vulkane, Wetter und Kunst zusammen? Das Düssel-dorfer Schumannfest beschäftigt sich nicht nur musikalisch mit diesen Fragen.

Das Jahr 1816 ging als »Jahr ohne Sommer« in die Geschichte ein. Schuld daran war der Ausbruch des Tambora im Jahr zuvor, der noch im fernen Europa das Klima höchst unan-genehm beeinflusste. Während sich Mary Shelley bei pausen-los miesem Wetter in die schriftstellerische Arbeit flüchtete und ihren »Frankenstein« schrieb, sorgten Missernten und Hungersnöte für allgemeine existenzielle Bedrohung. Wie re-agierten die Kunstschaffenden darauf? Diese Frage hat sich das Schumannfest in Düsseldorf gestellt, das 2016 seinen the-matischen Schwerpunkt auf 1816 legt. Ein Interview mit dem Intendanten Michael Becker.

k.west: Ein Vulkanausbruch in Java vor 200 Jahren und ein Festival von heute: Wie kommt es zu dieser Verbindung?Becker: Auf der Suche nach einem geeigneten Jubiläumsthe-ma sind wir mehr oder weniger darüber gestolpert. Jedenfalls geht es uns nicht darum, die Ereignisse 1816 museal auszus-tellen. Die klimatischen Folgen des Vulkanausbruchs brachten die Menschen damals wirklich in Not, ohne dass sie wussten, was diese ausgelöst hatte, denn der Zusammenhang mit der Eruption wurde erst 100 Jahre später aufgedeckt. Wir möcht-en die Geschichte in Hinblick auf ihre Auswirkung auf Musik und Kunst erzählen und dabei auch Werke präsentieren, die unter vergleichbar existenziellen Situationen entstanden sind. Das kann Bartóks sechstes Streichquartett sein, das in größter vorexiler Bedrängnis geschrieben wurde, oder Schuberts »Winterreise«, von der ich behaupten würde, dass sie eigent- lich die Hymne dieses ganzen Themas ist. k.west: Wie schlagen Sie die Brücke zu Schumann?Becker: Für uns ist Schumann vielleicht der stärkste Repräsen-tant dieser Idee vom »Jahr ohne Sommer« und der kulturellen Errungenschaften, die wir der Naturkatastrophe in der Folge zu verdanken haben. Das geht von »Frankenstein« bis zur Darstellung spektakulärer Sonnenuntergänge in der roman-tischen Malerei, von denen wir heute wissen, dass sie die Künst- ler wegen des Vulkanausbruchs tatsächlich so gesehen haben.

Natürlich finden wir keine konkreten Tambora-Bezüge in Schumanns Stücken. Im Gegensatz zur Literatur und auch der Malerei sind in der Musik solche direkten Einflüsse nur schwer auszumachen. Als Romantiker durch und durch wurde aber auch Schumann zutiefst geprägt von den Folgen des Ereignis- ses: Das Nichtverstehen einer solchen Menschheitstragödie fin-det Spuren, die in seiner Musik zu erraten sind, auch in seinem Zweifel an allem, was ihn umgab. k.west: Dient also auch der Begriff Romantik als Leitfaden?Becker: Nach Novalis heißt sich zu romantisieren, sich selber innerlich gegen die Anfeindungen der Natur, aber auch der Industrialisierung zu schützen. Da kommt die Kunst ins Spiel, und da wollen wir hin. Wir möchten mit unserem Programm das Bild der Romantik mehr ins Hier und Heute heben und die Aufgabe der Kunst, besonders in Grenzsituationen wie in der Epoche nach 1816, in den Mittelpunkt stellen. k.west: Es gibt ein umfangreiches Ergänzungspro-gramm zum Schumannfest. Wie schlägt sich da das Thema Klima nieder?Becker: Schloss Benrath, wo das Ganze stattfindet, wird zum Hotspot zwischen 1816 und heute. Wir arbeiten sehr viel mit der Internationalen Schule in Neuss zusammen, die dieses Jahr ihr Curriculum ganz auf das »Jahr ohne Sommer« aus-gerichtet und dazu eine umfassende Ausstellung erarbeitet hat. Dann haben wir am 29. Mai, am Tag des Klimas, bedeu-tende Klimaforscher zum Gespräch eingeladen, aber auch Claudia Kleinert, Wettermoderatorin der Tagesschau, ist da. k.west: Sehen Sie den Klimawandel von heute als Bindeglied zum Motto-Jahr 1816?Becker: Das Thema bleibt grundsätzlich assoziativ. Aber wenn man den Kreis erweitert, sieht man doch, dass es den ganz großen Zyklus gibt, in dem sich alles wiederholt. Die Ka-tastrophen von heute sind vielleicht noch viel hausgemachter als die damaligen. Aber egal, aus welcher Ursache heraus ex-istenzielle Bedrohung entsteht: Die Aufgabe der Kunst ist es, der Gesellschaft Zusammenhalt zu geben.

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Kursauswahl 2016

Veranstaltungsort: Landesmusikakademie NRW (Münsterland)

EuRopEaN Jazz acadEMy – LooKiN‘ East! Künstlerische Leitung: Jiggs Whigham1. – 8. Mai

QuaLiFiziERENdER LEHRGaNG cHoRaRBEit Mit sENioRENLeitung: Bernhard van Almsick sechs Phasen ab 11. Juni KLaViER-WELLNEss – MEHR KÖNNEN Mit WoHLGEFüHL Leitung: Antje Valentin11. – 15. Juli

caJÓN-aKadEMiE – VoN pERu Bis pop Künstlerische Leitung: José J. Cortijo14. – 17. Juli

BRass BaNd suMMER scHooL Künstlerische Leitung: Martin Schädlich8. – 14. August

Information und Anmeldung: www.landesmusikakademie-nrw.de

Steinweg 2 · 48619 Heek Tel. 02568 9305-0 · Fax 02568 1062 [email protected]

Konzert-tipps zum Schumannfest

Gidon Kremer & Mikhail Peletnevam 21. Mai in der tonhalleProminenter könnte ein Festival kaum beginnen, wenn mit dem Geiger Gidon Kremer und dem Pianisten Mikhail Pletnev zwei Größen aufeinandertreffen. Ihren Rang haben sich die Universalkünstler und Musikdenker nicht zuletzt durch ihren herausragenden Einsatz für die Musik Schumanns verdient. Beim Eröffnungskonzert ge-langen ausschließlich dessen Werke zu Gehör: neben der »Manfred«-Ouvertüre (Auftakt des 1848 entstandenen »Dramatischen Gedichts« auf den Text von Lord By-ron) die Violin-Fassung des Cellokonzerts op. 129 sowie das Klavierkonzert a-Moll, eines der populärsten Werke Schumanns. Eingebettet in die Orchesterwerke findet sich mit der hochexpressiven a-Moll-Violinsonate op. 105 auch ein kammermusikalischer Höhepunkt. Wie das Cellokonzert handelt es sich um ein Werk aus den späten Düsseldorfer Jahren des Komponisten. Begleitet werden Kremer und Pletnev vom Russian National Orchestra un-ter Alexander Sladkovsky. Wem das nicht genügt, kann nach diesem künstlerischen Feuerwerk noch ein pyro-technisches Spektakel erleben; die Tonhalle öffnet ihre Terrassen für den Logen-Blick auf das traditionelle japa-nische Feuerwerk anlässlich des Japan-Tages.

Murray Perahia & Academy of St-Martin-in-the-Fields am 29. Mai in der tonhalle Das Klavier stand im Zentrum von Schumanns Schaffen. Insofern kommt ihm beim Schumannfest stets ein be-deutender Anteil zu. Nicht nur als Pianist, auch als Diri-gent der Academy of St-Martin-in-the-Fields ist Murray Perahia zu erleben, der seit 2000 als Principal Guest Con-ductor mit dem Orchester um die Welt reist. Im ersten Teil des Konzerts wird Perahia den Solopart in Mozarts »Jeunhomme«, Konzert KV 271 spielen. Im Anschluss erklingt unter seiner Leitung Schumanns zweite Sinfonie, mit der sich der Komponist Mitte der 1840er Jahre nach schwerer gesundheitlicher Krise zurückmeldete.

András Schiff am 25., 30. Mai sowie 7. Juni 2016 in der Kunst-stiftung NRwEinen pianistischen Höhepunkt verspricht auch der ungarische Großmeister András Schiff. Es stehen Kla-viersonaten von Mozart, Beethoven und Schubert auf dem Programm sowie Schumanns großangelegte C-Dur-Fantasie. (31. Mai, Tonhalle) Auch in der Nachwuchsförderung war Schiff für das Schumannfest aktiv; er nominierte die jungen Pianisten Schaghajegh Nosrati, Jean-Selim Abdelmoula und Ju-lian Clev für das Projekt »Building Bridges«, drei Kon-zerte, in denen sie mit eigenen Recitals zu hören sind.

Artemis-Quartett am 2. Juni in der tonhalle Gäste aus Berlin: Das Artemis-Quartett, eines der bedeutendsten Kammermusik-Ensembles, widmet sich dem Schaffen dreier Komponisten, die selbst in höchster Not Werke von makelloser Schönheit her-vorbrachten, auch wenn sie nicht immer vollendet wurden. Ein Beispiel ist Schuberts c-Moll-Streichquar-tett D 731. Entstanden 1820, spiegeln sich darin die tiefen Selbstzweifel des Wiener Komponisten wider. Eine andere Form der Krise, sein gesundheitliches Dilemma, verarbeitete der taub gewordene Beethoven 1826 in seinem letzten abgeschlossenen Werk, dem 16. Streichquartett op. 135, dessen Entstehung zudem mit einem gescheiterten Selbstmordversuch seines Neffen Karl zusammenfiel. Politischer Druck und damit ver-bundene Angst um sein Leben quälten Bela Bartók, als er 1939 an seinem sechsten und letzten Streichquartett arbeitete. Auf dem Sprung ins Exil erlebte der damals 58-jährige Ungar die Radikalisierung der rechtsnatio-nalen Regierung Miklós Horthys und die Angst, sein Heimatland könne in die Hände der Deutschen fallen. Nach einer ebenfalls krisengeschüttelten Zeit spielt das Artemis-Quartett in neuer Besetzung: An der Zweiten Geige sitzt Anthea Kreston. Ihr Vorgänger Gregor Sigl hat dafür den Platz des langjährigen Quartett-Brat-schers Friedemann Weigle übernommen, der im ver-gangenen Jahr gestorben ist.

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TexT GUIDO FISChER

George Benjamin. Foto: Matthew Lloyd

Ganz Ohr Das Dortmunder Konzerthaus zeigt, dass der englische Kompo-nist George Benjamin reif für die »Zeitinsel« ist.

1976 hatte George Benjamin das Glück, in Paris in die Kompositionsklasse von Olivier Messiaen aufgenommen zu werden. 16 Jahre jung war der Engländer da. Der französische Wegbereiter der Nachkriegsavantgarde befand sich mit 68 Jahren bereits kurz vor dem Ruhestand. Knapp drei Jahre dauerte die künstlerische Beziehung. Messiaens visionärer Geist sollte sich bald im ersten Or-chesterwerk Benjamins niederschlagen. »Ringed by the Flat Horizon« lautet das 20 Minuten un-ter Hochspannung stehende Werk, das mit einem schillernd grellen Farbenrausch und gleißend schönen Blechbläserchorälen sowie perkussiv ver-trackter Rhythmik aufwartet. Als ob das nicht schon Erinnerungen an Messiaen-Meilensteine wie »Les Offrandes oubliées« wachriefe, aromatisiert Benjamin sein Erfolgsstück zudem mit fernöstlich anmutenden Skalen.Mit »Ringed by the Flat Horizon« stellte sich 1980 ein Komponist vor, der bei aller musikalischen Verbundenheit mit seinem Lehrer kein Epigone war. Benjamins raffinierter Umgang mit den Fun-damenten und Parametern der Musik war derart ausgereift, dass Messiaen seinem Lieblingsschüler eine ähnlich große Begabung attestierte, wie sie dem jungen Mozart nachgesagt wurde. Elogen wie diese können für jemanden zur Last werden. Nicht für Benjamin. »Ringed by the Flat Horizon«

entwickelte sich in den Folgejahren zu einem re-gelrechten Hit, der in der englischen Musikszene Staunen und bei Londons Promenadenkonzerten der BBC Begeisterung auslöste. Nachdem der all-mächtige Pierre Boulez auf ihn aufmerksam ge-worden war und ihn 1987 mit einer Komposition für das Pariser IRCAM beauftragte, war der Kom-ponist kein Benjamin mehr.Mit bisher etwa 35 Werken in fast 40 Jahren blieb George Benjamins Œuvre übersichtlich. Sein von Boulez gerühmtes, offenes und genaues »Ohr« für Koloristik, Harmonik und Rhythmik hat den 56-Jährigen zum international meistgeschätzten Repräsentanten von Englands Neuer Musik werden lassen.Zu einer bestimmten Klangdenkschule hat er sich nie gezählt. Eine Mischung aus Systematik und Spontaneität, aus Verästeltem und Verlockendem kennzeichnet sein Werk. Darin bekennt er sich auch zum Einfluss der klassischen Moderne, zum Impressionismus von Debussy und Ravel sowie zur rigorosen Konzentration eines Anton Webern. Andererseits hat er sich dank seiner Studien am IRCAM, die ihn wieder nach Paris führten, in-tensiv mit der elektronischen Musik beschäftigt. Parallel bekennt er sich auf etwas andere Weise zum Ragtime, indem er ihn burlesk schwungvoll in Einzelteile zerlegt.

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Mit Konzertreihen in London, Brüssel, Berlin und Luzern wurde Benjamin schon gewürdigt, wobei oft sein Freund aus gemeinsamen Messiaen-Tagen, Pierre-Laurent Aimard, ihm gewidmete Klavier- werke uraufgeführt hat. Außerdem ist Benjamin als Dirigent u.a. bei den Berliner Philharmonikern und dem Amsterdamer Concertgebouw Orchestra gefragt. Derzeit sitzt er an einem Auftragswerk, das 2018 am Royal Opera House / Covent Garden in seiner Geburtsstadt London uraufgeführt werden soll. Mit dem Haus verbindet Benjamin gute Er-fahrungen. Dort dirigierte er seine beiden Opern. Für sein Musiktheater-Debüt »Into the Little Hill« bekam er 2008 den Royal Philharmonic Society’s Award. Mit der Kammeroper und zumal dem Nachfolgewerk »Written on Skin« gelangen Ben-jamin zwei Erfolge, die von New York über Paris, München, Wien bis nach Detmold kamen und be-weisen, dass die zeitgenössische Oper Fachkritik und Publikum gleichermaßen überzeugen kann.Nun bilden »Into the Little Hill« und »Written on Skin« einen Schwerpunkt der dreitägigen »Zeitin-sel«-Reihe, mit der das Dortmunder Konzerthaus den Komponisten Benjamin porträtiert. Zudem übernimmt er selbst die Leitung des omnipräsenten Mahler Chamber Orchestra, mit dem er schon 2012 »Written on Skin« beim Festival in Aix-en-Provence uraufgeführt hatte. In Dortmund sowie beim Nach-folgegastspiel in der Kölner Philharmonie ist die Produktion nahezu in der Originalbesetzung zu er-leben. In der blutigen Dreiecksgeschichte um einen Troubadour, seine Geliebte und seinen Mörder ha-ben der Bariton Christopher Puvres und Sopranis-tin Barbara Hannigan die Hauptpartien. Auch die 2006 in Paris uraufgeführte Adaption des »Ratten-fängers von Hameln« (»Into the Little Hill«) ist mit den Premieren-Sängerinnen Anu Komis (Sopran) und Hilary Summers (Mezzo) konzertant zu hören. Abgerundet wird die kleine Retrospektive von Kammermusikstücken Benjamins, Schönbergs und des Orpheus Britannicus Henry Purcell. Benjamin fühlt sich dem Barockkomponisten nicht nur künst- lerisch nahe. Seit 2001 bekleidet er am Londoner King’s College das musikakademische Hochamt: die Henry Purcell-Professur für Komposition.

»ZeiTinsel«: george benjaMin,

Mahler ChaMber orChesTra, hilary sUMMers,

barbara hannigan, ChrisToPher PUrVes U.a.

VoM 10. bis 12. MärZ 2016 iM

KonZerThaUs DorTMUnD.

UnD george benjaMin: »wriTTen on sKin«:

13. MärZ, PhilharMonie Köln.

Klavier-Festival RuhrDie Pianisten der Welt beflügeln Europas neue Metropole

15. April – 10. Juli 2016Info | Ticket: 01806 - 500 80 3* | www.klavierfestival.de

*(0,20 €/Anruf aus dem dt. Festnetz, Mobil max. 0,60 €/Anruf)

Monty Alexander | Leif Ove Andsnes | Martha Argerich & Daniel Barenboim | Emanuel Ax | Yefim Bronfman | Khatia Buniatishvili | Michel Camilo | Hélène Grimaud | Marc-André Hamelin | Hiromi | Evgeny Kissin | Lang Lang | Elisabeth Leonskaja | Igor Levit & Markus Becker | Gabriela Montero | Maria João Pires | András Schiff | Jacky Terrasson | Daniil Trifonov | Mitsuko Uchida | Arcadi Volodos | Krystian Zimerman u.v.a.

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Der Geist des Ostens

Glaubenssache: Das Kölner »Acht Brücken«-Festival porträ- tiert die 2006 gestorbene russische Komponistin Galina Ustwolskaja, die erst spät vom Westen entdeckt wurde.

Lange vor Glasnost und Perestroika konnten sow-jetische Komponisten durchaus im Westen Karriere machen. Auch dank prominenter Interpreten wie Gidon Kremer, der sich früh für das Schaffen Alfred Schnittkes und Sofia Gubaidulinas eingesetzt hatte. Für Galina Ustwolskaja jedoch blieb der Eiserne Vor-hang undurchlässig. Erst in den späten 1980er Jahren tauchte ihr Namen auf unseren Konzertprogrammen auf. 1996, damals bereits 77 Jahre alt, reiste die Grande Dame der sowjetischen Moderne erstmals in den Westen. Der Dirigent Reinbaert de Leeuw hatte sie für ein Porträtkonzert nach Amsterdam eingeladen. Galina Ustwolskaja genoss nun zwar das aufkei-mende, bis nach New York reichende Interesse an ihr. Und blieb sich doch als Mensch und Künstlerin treu. Rummel um ihre Person war ihr fremd. Obschon Kompositionsanfragen sprunghaft zu-nahmen, vertröstete sie ihren Verlag: »Ich würde gern etwas komponieren, doch hängt dies von Gott ab, nicht von mir.«Diesem inneren Anspruch und Auftrag gemäß hat die 1919 in Leningrad geborene, tiefreligiöse Komponistin stets gearbeitet. Als sie 2006 starb, mit 87 Jahren, blieben von ihr gerade einmal zwei Dutzend Werke überliefert. Alles andere hat sie selbst vernichtet. Ihr übersichtliches Schaffen spiegelt unbeirrbare Eigenständigkeit wider. Ihre

Klangsprache bewegt sich zwischen den Extremen: zwischen dissonanter Bitternis und spirituel-ler Versunkenheit, elementarer Reduktion etwa im fünffachen Pianissimo und schockierendem Espressivo im fünffachen Fortissimo. In ihrem 1949 entstandenen Trio für Klarinette, Violine und Klavier, das zu den frühesten Werken von Ustwolskaja zählt, begegnet man einer geheim-nisvoll schattenhaften Klanginnenwelt, die ver-blüffende Nähe zum amerikanischen Minimalis- mus jener Zeit aufweist. Auch dieses Stück ist während des »Acht Brücken«-Festivals Teil einer umfangreichen Ustwolskaja-Hommage. »Musik und Glaube« dient dem die gesamte Köl-ner Innenstadt bespielenden Neue-Musik-Mara-thon als Leitmotiv. Auch wenn Ustwolskaja der Meinung war, ihre Werke würden am besten in ei-nem Kirchenraum klingen, haben sie doch rein gar nichts mit einer friedvollen, seelenumschmeicheln- den, erlösenden Spiritualität zu tun, wie sie etwa Arvo Pärt zu eigen ist. Vielmehr drückt sich in den sechs Klaviersonaten, die in Köln von Tamara Stefanovich en suite gespielt werden, das nämli-che existenzielle Ringen aus wie in den Kammer-musikstücken für Violine und Klavier oder für ein Oktett in der ungewöhnlichen Besetzung für zwei Oboen, vier Violinen, Pauken und Klavier. An keine liturgischen Rituale gebunden sind auch Ustwolskajas fünf Sinfonien trotz ihrer Titel wie »Gebet« und »Amen«. Vielmehr begegnet man in diesen, u.a. vom Ensemble Musikfabrik und dem WDR Sinfonieorchester Köln aufgeführten, man-chmal nur für vier (!) Instrumente geschriebenen Sinfonien einer radikalen Konzentration des Aus-drucks, der einem Klang gewordenen Mahnmal nahe kommt. Ihr Lehrer und Bewunderer Schosta-kowitsch schrieb über sie, er sei überzeugt, »dass die Musik von Galina Ustwolskaja weltweite Anerken-nung finden wird bei allen, die der Wahrhaftigkeit in der Musik entscheidende Bedeutung beimessen«. Das Wort hat sich erfüllt. GUFI

»aChT brüCKen. MUsiK Für Köln«

30. aPril bis 10. Mai 2016.

Galina Ustwolskaja mit dem niederländischen Dirigenten Reinbaert de Leeuw. Foto: Leendert Jansen

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Graham Johnson. Foto: Malcolm Crowthers

Mister Lied Partner der Weltbesten: Der englische Pianist und Musikphi-lologe Graham Johnson leitet beim Klavier-Festival Ruhr einen dreiteiligen Brahms-Zyklus.

Wenn Graham Johnson seinen CD-Produzenten von einer überfälligen Aufnahme aller Brahms-Lieder überzeugt hat, beginnt für ihn erst die eigentliche Arbeit. Jedes Lied, jede Note kennt Johnson von zahlreichen Konzerten, die er als Pianist gemeinsam mit dem Who is Who des Liedgesangs gegeben hat. Doch der Engländer ist ein akribisch zu Werke gehender Musikwissenschaftler und Philologe, dem für seine umfangreichen Booklet-Texte keine Bibliothek zu entlegen ist. Als Bücher- und Partiturenwurm fühlt sich der weithin gefragte Liedbegleiter wohl. Selbst nach Jahren der Vorbe-reitung, die eine Gesamt-Einspielung dauern kann, braucht er keine Pause von den romantischen Liederfürsten. So hat er beim epochalen, auf stolzen 37 CDs dokumentierten Schubert-Liederreigen seine Einführungstexte direkt im An-schluss säuberlich für eine dreibändige, 3.000 Seiten umfas-sende Bücheredition verarbeitet.Johnson kann vom guten alten Kunstlied nicht genug kriegen. Es ist ihm ein reines Vergnügen, sein Wissen mit typisch briti- schem Humor unter die Leute zu bringen. Etliche Konzer-treihen hat Johnson weltweit veranstaltet, um zusammen mit berühmten und talentierten Sängern musikalisch – und wort- reich vom Reichtum, von der Schönheit und Tiefe der Lieder, Songs und Mélodies zu erzählen. Bei der ersten Veranstaltung dieser Art, dem 1976 in London initiierten »Songmakers’ Al-manac«, traf der 26-Jährige auf die britischen Sängerinnen Fe-licity Lott und Ann Murray, mit denen er bis heute Live-Pro-jekte und CD-Programme herausbringt.Überhaupt gibt es seit seinen Lehrjahren, die ihn zu dem legen- dären Tenor Peter Pears führten, keinen Liedsänger von For-mat, mit dem Johnson nicht gearbeitet hätte: von Elisabeth Schwarzkopf über Jessye Norman und Christine Schäfer bis zu Thomas Hampson und Thomas Quasthoff. Der in Rhodesien geborene »Mr. Lied«, wie er von Fans genannt wird, ist mehr als eine Institution. Ihm gelang es, das Klischee vom rein dienen- den Liedbegleiter zu korrigieren. Verstand selbst sein Lehrer Gerald Moore diese Aufgabe noch so, hat Johnson das Bild ein-er gleichberechtigten Partnerschaft zwischen Sänger und Pia-nist geprägt. Gewiss weiß der 66-Jährige, dass ein Großteil des Publikums nicht wegen des Mannes am Klavier, vielmehr wegen der bekannten Stimme neben ihm ein Konzert besucht. Aber auf einigen Festivals funktioniert es eben auch umgekehrt. Das Klavier-Festival Ruhr gehört unbedingt dazu. Johnson ist hier mit seinen umfangreichen, auf mehrere Tage verteilten Liederzyklen Dauergast. Mehr als 40 Liederabende hat er absolviert und sich ausführlich Schubert, Brit-ten oder Poulenc gewidmet.

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In diesem Jahr steht das Liedschaffen von Johannes Brahms im Blickpunkt, das Johnson auf CD mit Koryphäen wie Angelika Kirchschlager und Ian Bostridge aufgenommen hat. Komplett, ver-steht sich. Zu den drei Brahms-Abenden treffen sich nicht minder Prominente wie die Sopranistin Mojca Erdmann und der irische Tenor Robin Tritschler. Mit den Nachwuchskünstlern Anna Hunt-ley, Eva Vogel und Edward Ballard lässt sich zudem der Talentscout Johnson kennenlernen. GUFI

»lieD. johannes brahMs«

grahaM johnson (KlaVier), MojCa erDMann (soPran),

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MUsiKsPeCial

Max Regers Musik bildet einen der Schwerpunkte beim Klavier-Festival Ruhr. Der junge Pianist Joseph Moog hat mit den »Träumen am Kamin« und den »Telemann-Vari-ationen« zwei Zyklen des Komponisten in seinem Pro-gramm. 1987 in Ludwigshafen geboren, begann Moog seine Ausbildung mit zehn Jahren. Vor allem in der ro-mantischen und modernen Klavierliteratur des 19. und 20. Jahrhunderts zu Hause, begann der vielfach preis-gekrönte Pianist eine steile internationale Karriere. Neben Klassikern des Repertoires fühlt sich Moog auch weniger bekannten Komponisten verbunden.

k.west: Die Monstrosität der Musik Max Regers schreckt viele ab. Hatten Sie eine unerschrockene erste Be-gegnung mit dem Komponisten?Moog: Das ist schon sehr lange her. Ich hatte nicht direkt Berührung durch ein Klavierwerk, sondern durch die Klar-inettensonate. Ich hatte mit meinem Vater da mal hineinge-spielt, als ich so 14 oder 15 war. Ich kannte Reger zwar schon, hatte aber noch nie ein Werk von ihm gespielt. Er hat mich gleich verzaubert. k.west: Was hat den Reiz ausgemacht?Einerseits die Fortsetzung von Brahms’ Klangwelt und dann die Vorbereitung von allem, was nach der Romantik kam. Zum Beispiel Schönberg oder Berg. Reger ist für mich das absolute Ausschöpfen des harmonisch Möglichen, des Chromatischen bis zu dem Punkt, an dem man sagt: Hier endet die Tonalität und hier beginnt etwas Neues.

inTerView StEPhAN SChwARZ-PEtERS

»hier beginnt etwas Neues«

Joseph Moog. Foto: Thommy Mardo

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»hier beginnt etwas Neues«

k.west: Hatten Sie keine Probleme, sich in diese wuchernde Tonalität hineinzuhorchen?Moog: Ich bin jemand, der sehr in Harmonie fühlt und denkt. Ich reagiere stark auf harmonische Wechsel und Fi-nessen. Durch seine Modulationskünste ist Reger für mich ein Meister der Farbveränderungen und damit zusammen-hängenden Stimmungen. Ich glaube, das Problem hängt bei ihm eher an den Dimensionen. Ein Qualitätsmerkmal der großen Komponisten, oder sagen wir der erfolgreichen, ist die Fähigkeit, sich auf die Essenz zu beschränken, beziehungs- weise die Dimensionen und Proportionen eines Werks gut zu gestalten. Das geht bei Reger manchmal verloren; bei vielen seiner Stücke denkt man, die letzten zehn Minuten hätten jetzt nicht sein müssen. k.west: Das Ausladende, Monumentale spiegelt sich schon im Charakter, aber auch in der körperlichen Erscheinung des Komponisten. Wie wichtig ist es für Sie als Interpret, den Menschen hinter der Musik zu kennen?Moog: Sehr wichtig. Besonders bei Reger, vor allem wenn ich mir sein Klavierkonzert anschaue, das ich im Juni in Jena spielen werde. Die Ecksätze haben eine fast beängstigende Wucht, während der Mittelsatz unglaublich zerbrechlich ist. Darin finde ich den Menschen Reger wieder, der einer-seits ein wenig grob und derb und enorm fresssüchtig ge- wesen sein muss. Aber innerlich sehr sensibel und letztlich auch am Elend des Ersten Weltkriegs innerlich zerbrochen. k.west: Wie kam die Programmabfolge für das Klavier-Festival Ruhr zustande?Moog: Es war, wie oft mit Franz-Xaver Ohnesorg, dem In-tendanten des Festivals: Wir kamen mit den gleichen Gedan-ken etwa zur gleichen Zeit aufeinander zu. Ich hatte ihm die »Träume am Kamin« vorgeschlagen und auch schon das Eröff-nungsstück von Bach/Busoni. Er fand die Idee gut und fragte, ob ich nicht noch die »Telemann-Variationen« dazu nehmen könnte und noch etwas ganz Anderes. So wurde ein reizvolles, ungewöhnliches Programm daraus. Es ist enorm, überhaupt die Möglichkeit zu haben, ein Programm zu präsentieren, das zwei große Reger-Zyklen beinhaltet.

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Konzertempfehlungen

Martin StadtfeldRoutine kennt er nicht, auch deshalb sucht Martin Stadtfeld mit jedem Konzert eine neue Herausforderung. Jetzt ist der Meis-terpianist vier Mal zu hören, jeweils mit neu einstudiertem Pro-gramm. In Kempen widmet er sich Sonaten von Mozart und Chopin; in Münster beschäftigt er sich mit der Variationskunst etwa von Schumann und Reger. Bei den Orchesterkonzerten ist das verbindende Element das Hochvirtuose. Zusammen mit dem Sinfonieorchester Münster, das vom ehemaligen GMD Will Humburg geleitet wird, stürzt sich Stadtfeld in Liszts 1. Klavierkonzert. Auch beim Abend mit der Nordwestdeutschen Philharmonie Herford unter Frank Beermann kann er sich im 1. Klavierkonzert von Tschaikowsky mit spektakulären Okta-venläufen auszeichnen.2. März 2016, Kulturforum Franziskanerkloster Kempen; 26. & 27. April, Städtische Bühnen Münster; 6. Juni LWL-Museum für Kunst und Kultur Münster; 25. Juni Bergwerk Ost, Hamm.

Valentina LisitsaMit 18 Jahren hat die ukrainische Pianistin Valentina Lisitsa ihren ersten Klavierwettbewerb gewonnen. Auch in der Wahl-heimat USA verlief für sie zunächst alles vielversprechend. Dann kam der Karriereknick. Statt jedoch an sich zu zweifeln, nahm Lisitsa ihr Schicksal in die Hand. 2007 stellte sie ihr erstes Video mit einer Rachmaninow-Etüde ins Internet – und wurde dank rund 62 Millionen Klicks zum ersten YouTube-Star der klassi-schen Musik. Inzwischen hat sie einen Schallplattenvertrag bei einem Branchenriesen. Engagements führen sie in alle Him-melsrichtungen, wenngleich sie 2015 von einem kanadischen Konzertveranstalter ausgeladen wurde, als sie sich kritisch zur ukrainischen Regierung äußerte. Damals sollte sie Rachma-ninows 2. Klavierkonzert spielen. Mit diesem Prachtstück macht Lisitsa bei uns Station: zusammen mit dem von Thomas San-derling geleiteten Novosibirsk Philharmonic Orchestra, das mit Tschaikowskys Pathétique den Abend beschließt.4. März, Eurogress Aachen; 5. März, Tonhalle Düsseldorf.

Philippe herrewegheDer Flame Philippe Herreweghe ist einer der Wortführer auf dem Gebiet der historischen Aufführungspraxis. Derzeit Esse-ner »Artist in Residence«, begann er in dieser Funktion Ende letzten Jahres die zyklische Aufführung sämtlicher Beetho-ven-Sinfonien. Nach den ersten drei Sinfonien stehen nun Nr. 4 & 5 auf dem Programm. Erneut wird Herreweghe mit seinem 1991 gegründeten, auf historischen Instrumenten spielenden Orchestre des Champs Elysées die Partituren aufregend neu angehen. Als Bonus bringt man Beethovens Violinkonzert, ge-spielt von keiner Geringeren als Isabelle Faust.5. März, Philharmonie Essen.

Marc MinkowskiWenn der französische Dirigent ans Pult seines Orchesters Les Musiciens du Louvre tritt, sind Aha-Erlebnisse garantiert. Ob bei Bach oder Offenbach, Rameau oder Haydn – Marc Min-kowski treibt sein Team zu fulminanten, berührenden Höchst-leistungen an. Das anstehende Gastspiel steht im Zeichen von Mozarts Todesjahr 1791 und seines Klangtestaments. Dazu zählen die Opern »Die Zauberflöte« und »La clemenza di Tito« (in Auszügen). Als Höhepunkt erklingt Mozarts Requiem in der Fassung des Musikwissenschaftlers H.C. Robbins Landon und mit einem von der Sopranistin Chiara Skerath angeführten wunderbaren Sängerensemble.17. März, Konzerthaus Dortmund.

hélène GrimaudSie sei mit der deutschen Romantik aufgewachsen, mit deut-schen Märchen und den deutschen Philosophen, sagt Hélène Grimaud. Wer eine derart innige Verbindung zum deutschen Geistesleben des 19. Jahrhunderts pflegt, hat auch die Musik jener Epoche verinnerlicht. Besonders gilt dies für Johannes Brahms. Beim Klavier-Festival Ruhr kehrt Grimaud zweimal zu den zwei Klavierkonzerten von Brahms zurück. Begleitet wird sie von der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen un-ter Paavo Järvi. In Bielefeld spielt sie vorrangig aus ihrem ak-tuellen Solo-Album, das sich in Werken von Liszt bis Debussy dem Element Wasser widmet. Im zweiten Konzertteil aber folgt wiederum Brahms!2. April, Rudolf-Oetker-Halle Bielefeld; 28. &. 29. Juni, Philharmonie Essen.

Helene Grimaud. Foto Mats Hennek

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Anne-Sophie MutterEs erstaunt immer wieder, wie souverän Anne-Sophie Mutter auf gleich hohem Niveau ihr Arbeits- und Konzertpensum bewältigt. Mit gleich drei unterschiedlichen Projekten ist sie unterwegs. Den Beginn macht sie mit ihrem Kammerorchester Mutter’s Virtuosi, das sich aus ehemaligen und aktuellen Stipendiaten ihrer Stif-tung zusammensetzt – im April zu Gast mit Konzerten von Bach und Vivaldi sowie einem Nonett von André Previn. Mitte Mai bildet Mutter dann mit Cellist Lynn Harrell und Pianist Yefim Bronfman ein Top-Team für die Klaviertrios von Beethoven und Tschaikowsky. Gegen Ende der Saison entspannt Mutter mit ih-rem pianistischen Lebensgefährten Lambert Orkis bei Werken u.a. von Debussy, John Williams und Gershwin.9. April, Philharmonie Köln; 10. April, Tonhalle Düsseldorf; 11. April, Philharmonie Essen; 18. Mai, Konzerthaus Dortmund;25. Mai, Philharmonie Köln; 6. Juni, Philharmonie Köln.

wohner upgedateten Fassung von Vivaldis »Jahreszeiten« ist Hope auch zu hören. Zuvor aber steht das Original auf dem Programm; mit dem von Werner Ehrhardt dirigierten Ensemble l’arte del mondo hat der Meistergeiger großartige Kollegen zur Seite.17. April, Rudolf-Oetker-Halle Bielefeld; 18. April, Hörsaal H1 der Universität Münster.

Daniel hopeSeine Muttersprache ist Englisch, auf der Violine aber ist Daniel Hope vielsprachig. Spielt mit indischen Sitar-Virtuo-sen und dem Jazz-Pianisten Uri Caine, trifft sich mit Klaus Maria Brandauer für musikliterarische Programme. Für das Projekt »Vivaldi Recomposed«, das er mit dem Komponisten Max Richter erarbeitete, wurde er mit einem ECHO-Klas-sik ausgezeichnet. Mit dieser für Clubgänger und Loft-Be-

Anne-Sophie Mutter. Foto: Anja Frers DG

Die eroberung von Mexico

Wolfgang Rihm Kölner Erstaufführung 05. Mai 2016

KopRoduKtion Mit dEn SalzbuRgER FEStSpiElEn

oper / \ Köln im staatenhaus

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Nicolas AltstaedtDie berühmteste Cello-Vereinigung bilden die zwölf Cellisten der Berliner Philharmoniker. Auf gerade ein halbes Dutzend kommt hingegen ein neues Cello-Kollektiv. Dafür ist der Promi-Faktor der Mitglieder umso höher. Da tun sich sechs Top-Cellisten zu-sammen, um einen Bogen vom Barock zur Moderne, von Cou-perin bis Villa-Lobos zu schlagen. Mit dabei ist Nicolas Altstaedt. Hinzu gesellen sich Claudio Bohórquez, Jens Peter Maintz, Wolf-gang Emanuel Schmidt, Nikolaus Trieb und Christian Poltéra, der ansonsten mit Geiger Frank Peter Zimmermann und Brat-scher Antoine Tamestit ein Trio bildet. 21. April, Robert-Schumann-Saal Düsseldorf.

Yundi Li15 Jahre lang war beim Chopin-Wettbewerb in Warschau der erste Preis nicht vergeben worden. Bis 2000 der 18-jährige Yundi Li kam, spielte und siegte. Damit trug sich der 1982 im chinesischen Chongqing geborene Pianist in die mit Maurizio Pollini, Martha Argerich und Krystian Zimerman prominen-te Preisträgerliste ein. Yundi Li startete eine Weltkarriere, die ihn als Solisten in Konzertsäle wie die New Yorker Carnegie Hall, den Concertgebouw Amsterdam und zu den Salzburger Festspielen führt. Von Chopin kommt er nicht los – live ist er unterwegs mit Stücken seines jüngstes Albums: vier Balladen, auf die Yundi Li noch Chopins 24 Préludes op. 28 folgen lässt.26. April, Tonhalle Düsseldorf.

Nemanja Radulovic’Der im ehemaligen Jugoslawien geborene Nemanja Radulović hat es wahrlich in den Fingern. Das bekam 2003 die Jury des renom-mierten Violin-Wettbewerbs Hannover zu hören, als der 18-Jäh-rige das Beethoven-Violinkonzert bravourös absolvierte und den ersten Preis erhielt. Mittlerweile lebt der u.a. von Salvatore Ac-cardo ausgebildete Geiger in Paris und arbeitet mit bedeutenden Orchestern und Dirigenten zusammen. Jetzt ist Radulović mit der Staatskapelle Weimar unter Stefan Solyom unterwegs und zieht überschäumend virtuos bis verführerisch innig alle Regis-ter seines Könnens im Violinkonzert von Jean Sibelius. Nach der Pause steht Tschaikowskys Vierte auf dem Programm.27. April, Festhalle Viersen.

Reinhard GoebelMit sieben Jahren gab Mirijam Contzen ihr erstes Orchester-konzert. Seitdem ist für die deutsch-japanische Geigerin viel passiert. 2001 bekam sie einen ECHO-Klassik als beste Nach-wuchskünstlerin. Es folgten Auftritte mit dem Gewandhausor-chester Leipzig, aber auch mit Bobby McFerrin. Eine besondere Beziehung pflegt Contzen zum Alte-Musik-Pionier Reinhard Goebel. Mit ihm hat sie sämtliche Violinkonzerte von Mozart eingespielt. Jetzt übernimmt sie unter seiner Leitung den Solo-part eines Violinkonzerts jenes Franz Clement, der als Urauf-führungssolist von Beethovens Violinkonzert in die Musikge-schichte eingegangen ist. Für das Konzert mit den Duisburger Philharmonikern, das sich Haydn und dessen Zeitgenossen widmet, hat Goebel außerdem hörenswerte Sinfonie-Raritäten von Joseph Martin Kraus und Paul Wranitzky ausgewählt.27. &. 28. April, Theater am Marientor Duisburg.

MusikfabrikDas Ensemble Musikfabrik feiert seine 25. Konzertsaison. Standesgemäß begeht das Spitzenteam für Neue Klänge sei-nen Geburtstag mit Premieren. In der traditionsreichen Reihe »Musikfabrik im WDR« stehen drei Auftragswerke auf dem Programm, die ihre Ur- bzw. Deutsche Erstaufführung erleben, u.a. von Mark Andre, Adrian Nagel und dem englischen Ultra- Avantgardisten Brian Ferneyhough. Vorher ist die Musikfab-rik beim Kölner Musikfestival »Acht Brücken« eingespannt, besonders am Eröffnungstag, wenn sie in drei Gebetshäusern Werke der Russin Galina Ustwolskaja aufführt.30. April, DITIP Zentralmoschee & St. Michael & St. Aposteln; 4. Juni, WDR Funkhaus Köln.

Anna ProhaskaDie aus einer Wiener Musikerfamilie stammende Sopranistin Anna Prohaska ist rundum einsatzbereit. Die 33-Jährige hat Mo-zart-Opern gleichermaßen drauf wie Zeitgenössisches von Luigi Nono oder Wolfgang Rihm. Auch pflegt sie ihre Liebe zur Alten Musik wie jetzt mit dem italienischen Kultensemble Il Giardino Armonico. »Dido & Cleopatra« lautet das von Giovanni Antoni-ni dirigierte Programm, das musikalische Porträts der nordafri-kanischen Königin Dido und der Pharaonin Kleopatra entwirft. Neben Ausschnitten aus Henry Purcells Oper »Dido and Ae-neas« stellt sie Arien u.a. aus »Didone abbandonata« von Johann Adolph Hasse vor oder aus Händels »Giulio Cesare in Egitto«.1. Mai, Konzerthaus Dortmund.

Markus StenzImmer mal wieder finden die beiden Amerikaner, der Kom-ponist John Adams und der Regisseur Peter Sellars, zusam-men, um den sozialrevolutionären Geist des Christentums zu beschwören. 2012 kam in Los Angeles ihr gemeinsam konzi-piertes Oratorium »The Gospel According To The Other Mary« unter Gustavo Dudamel zur Uraufführung. Im Mittelpunkt stehen darin Maria Magdalena, Schwester Martha sowie ihr Bruder Lazarus. Weil Sellars besonders das Schicksal der Frau-en in der Gesellschaft interessiert, griff er im Textbuch auf Zi-

Nicolas Altstaedt. Foto Marco Borggreve-1

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tate der US-Aktivistin und Leiterin einer katholischen Ge-werkschaft, Dorothy Day, zurück. Das vom Minimalismus sowie auch von Strawinsky geprägte abendfüllende Werk dirigiert Markus Stenz als Deutsche Erstaufführung beim »Acht Brücken«-Festival, das sich 2016 »Musik und Glaube« verschreibt. Es spielt das Netherlands Radio Philharmonic Orchesta.8. Mai Philharmonie Köln.

François Leleux»Die Oboe sorgt mit ihrer konischen Bohrung für diese span-nungsvollen Vibrationen, die sehr berührend sind. Damit spricht die Oboe direkt die Seele an.« Wenn man die Liste der Komponisten betrachtet, die es ins Repertoire des Franzosen François Leleux geschafft haben, ist die Oboe ein so vielseitig einsetzbarer Seelenfänger wie ihr Interpret. Mit Landsmann Emmanuel Strosser (Klavier) hat Leleux ein spannendes Pro-gramm entwickelt, das neben Schumann vier Oboen-Sonaten von Camille Saint-Saëns, Francis Poulenc, Henir Dutilleux und Thierry Pécou aufweist.10. Mai, Konzerthaus Detmold.

Daniil trifonov2013 machte Daniil Trifonov mit dem Live-Mitschnitt aus der New Yorker Carnegie Hall auf sich aufmerksam. Es war ein fast monströses Programm, das von Sonaten Skrjabins und Liszts bis zu Chopins 24 Préludes reichte. Verblüffend, wie ein so junger und jungenhaft wirkender Musiker das alles mit bestechender Brillanz bewältigte. Das eigentliche Ereignis lag in Trifonovs Kunst, das Manuelle in Ausdruck und Gestalterisches aufzulösen. Jetzt gastiert der Russe be-reits zum vierten Mal beim Klavier-Festival Ruhr. Und bietet neben Brahms und der großen G-Dur-Sonate von Schubert Kostproben aus seinem jüngsten Album, das auf Sergej Rachmaninow zugeschnitten ist.19. Mai, Konzerthaus Dortmund.

Gidon KremerNahezu alles, was Gidon Kremer während seiner langen Karriere aufgenommen hat, lässt sich als Meilenstein der Interpretationsgeschichte bezeichnen. Zu den Referenz-aufnahmen des Ausnahmegeigers zählt unbedingt seine Einspielung des Violinkonzerts von Robert Schumann, das er vor über 20 Jahren mit Nikolaus Harnoncourt partitur-getreu vorlegte. »Es zielt nicht auf den Erfolg«, so Kremer über das lange verkannte Konzert: »Es ist ein Bekenntnis zu einer inneren Welt, wie man es weder bei Brahms oder Tschaikowsky noch bei sonstigen Violinkonzerten findet«. Jetzt ist Kremer damit in einer vielsprechenden Besetzung zu erleben. Auch beim Düsseldorfer Schumannfest gastiert er mit dem von Mikhail Pletnev geleiteten Russian Natio-nal Orchestra. Zudem wird Pianist Pletnev im berühmten a-Moll-Klavierkonzert von Schumann gewiss verblüffend neue Einblicke bieten.21. Mai, Tonhalle Düsseldorf; 22. Mai, Philharmonie Essen.

24. JUNI – 24. JULI 2016

31. INTERNATIONALES MUSIKFESTIVAL

Programm & TicketsKISSINGER SOMMERTicket-Tel. 0971 8048-444Mo - Fr 8:30 - 20 Uhr · Sa/So 10 - 14 [email protected]@stadt.badkissingen.dewww.kissingersommer.de

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f ö r d e r v e r e i n

20.05. Auftakt 30 Jahre KISSINGER SOMMER GalaAbend mit Cecilia Bartoli

24.06. Eröffnungskonzert Münchner Philharmoniker D: Long Yu S: Klaus Florian Vogt (Tenor) Michael Nagy (Bariton) Alison Balsom (Trompete) Qigang Chen · Mahler

28.06. Virtuose OpernarienOlga Peretyatko (Sopran)

Am Flügel: Semion Skigin Virtuose Arien und Lieder von Verdi, Bellini, Offenbach, Rossini u. a.

29.06. Barocker GlanzEnsemble Artaserse

Philippe Jaroussky (Countertenor) Werke von Monteverdi, Rossi, Cavalli, Steffani u. a.

30.06. Klaviersoiree mit Rudolf BuchbinderState Academic Symphony Orchestra of Russia

(Svetlanov Symphony Orchestra) D: Vladimir Jurowski S: Rudolf Buchbinder Beethoven · Rachmaninoff

01.07. Moskauer Virtuosenkonzert State Academic Symphony Orchestra of Russia (Svetlanov Symphony Orchestra) D: Vladimir Jurowski S: Daniel Hope (Violine) Mozart · Mendelssohn Tschaikowsky

02.07. Münchner Gala-Konzert Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks D: Sir John Eliot Gardiner S: Piotr Anderszewski (Klavier) Rossini · Mozart · Brahms

03.07. Klavierabend Arcadi Volodos Mompou · Brahms · Schubert

09.07. Virtuosenkonzert Tschechische Philharmonie D: Manfred Honeck S: Boris Berezovsky (Klavier) Rachmaninoff · Beethoven u. a.

10.07. Prager Meisterkonzert Tschechische Philharmonie D: Semyon Bychkov S: Katia und Marielle Labèque

(Klavier) Tschaikowsky · Mozart

12.07. Klavierabend Igor Levit Beethoven · Rzewski · Bach

14.07. Klavierabend Grigory Sokolov Chopin u. a.

20.07. Bamberger Symphoniker mit Daniil Trifonov

Bamberger Symphoniker - Bayerische Staatsphilharmonie D: David Afkham S: Daniil Trifonov (Klavier) Tschaikowsky · Brahms

21.07. Gala mit Hélène Grimaud The Australian Youth Orchestra D: Manfred Honeck S: Hélène Grimaud (Klavier) Brahms · Dvorák

23.07. Petersburger Abschlussgala Orchester des Mariinsky-Theaters St. Petersburg D: Valery Gergiev S: Leonidas Kavakos (Violine) Brahms · Tschaikowsky

24.07. Finale „30 Jahre KISSINGER SOMMER“

L‘Orchestre Philharmonique de Marseille D: Lawrence Foster S: Waltraud Meier (Mezzosopran)

Daniel Kotlinski (Bariton)Gautier Capuçon (Violoncello)

Mahler · Haydn · Strauss

25.10. Ausklang 30 Jahre KISSINGER SOMMER

Klavierabend Lang Lang

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22 k.west 03/ 16MUsiKsPeCial

András SchiffDas Bonner Beethoven-Haus besitzt wertvolle No-ten-Manuskripte vom großen Sohn der Stadt. Auch Beethovens Instrumente wie sein Cello finden sich in der Sammlung. Verstummt ist das um 1735 ge-baute Instrument nicht. In den 1950er Jahren hatte Jahrhundertcellist Pablo Casals die Ehre, darauf zu spielen. Diese Gelegenheit bekommt nun auch der Engländer Steven Isserlis. Wenn er auf Beethovens Cello drei von dessen Cello-Sonaten interpre-tiert, hat er jemanden zur Seite, der sich mit dem Beethoven-Klang auf historischen Klavieren glän-zend auskennt: András Schiff, der ihn auf einem Fortepiano begleitet.5. Juli, Beethoven-Haus Bonn.

Martha Argerich / Daniel BarenboimAufgewachsen sind beide in Buenos Aires und ken-nen sich seit ihrer Grundschulzeit. Später machten Martha Argerich und Daniel Barenboim Weltkarri-eren, wobei sie sich in den 1960er Jahren immer mal für wenige Klavierduo-Abende trafen. Es dauerte bis 2014, um Argerich und Barenboim wieder gemein-sam zu hören. Treffpunkt für das Ausnahmekonzert war die Berliner Philharmonie. Mittlerweile sind die Künstler auch gemeinsam in Argentinien aufgetre-ten. Jetzt debütieren Argerich & Barenboim als Duo beim Klavier-Festival-Ruhr, bei dem jeder für sich schon vielfach solistisch auftrumpfte.10. Juli, Philharmonie Essen.

Yannick Nézet-Séguin»Ich mag die Neunte gar nicht anfangen, ich traue mich nicht, denn auch Beethoven machte mit der Neunten den Abschluss seines Lebens.« So hat Anton Bruckner sein Zögern zum Aus-druck gebracht, sich ein letztes Mal mit der sinfonischen Gat-tung zu beschäftigen. Doch überwand er alle Zweifel, wenn-gleich der Finalsatz seiner Neunten unvollendet bleiben sollte. Nun gibt sich der kanadische Dirigent Yannick Nézet-Séguin mit der Sinfonie und den Wiener Philharmonikern, einem der versiertesten Bruckner-Orchester, die Ehre: im Juni in Dort-mund und Köln. Zum Saisonabschluss gastiert Nézet-Séguin im Juli in Dortmund mit dem Symphonieorchester des Baye-rischen Rundfunks und präsentiert neben Bruckners Nr. 7 mit dem walisischen Bassbariton Bryn Terfel Highlights aus Wag-ner-Opern. Zwischendurch kommt man noch einmal in den Genuss. Mit den Berliner Philharmonikern erkundet YNS bei Smetana und Dvořák herrliche böhmische Klanglandschaften. 10. und 28. Juni, 9. Juli, Konzerthaus Dortmund; 11. Juni, Philharmonie Köln; 27. Juni, Tonhalle Düsseldorf.

Gidon Kremer. Foto Alberts Linarts

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23RUBRIKK.west 03/ 16

»Das ist die Idee: Wir gehen nicht nach Afrika, um zu belehren.

Wir gehen dahin, um zu lernen.«CHRISTOPH SCHLINGEN SIEF

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Damit es weitergeht, brauchen wir Hilfe! Ihre Hilfe!

Unterstützen Sie das Operndorf Afrika durch eineSpende auf das folgende Konto:

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So 28.2.16CARMINHO„Die neue Prophetin des Fado“

Sa 8.4.16ROBERT GLASPER EXPERIMENTHip-Hop based Jazz · Grammy-Gewinner

Sa 23.4.16ULF WAKENIUS TRIO:TRIBUTE TO WES MONTGOMERYClassic Jazz

Do 5.5.16LAKECIA BENJAMINFunky Jazz aus New York City

Di 1.3.16ERIK TRUFFAZ QUARTETTripHop Jazz Grooves

Sa 12.3.16TRAIL OF SOULSfeat. Solveigh Slettahjell & In The Country

JAZZ & WORLD MUSIC · KONZERT HIGHLIGHTS

So 28.02.16 CARMINHODi 01.03.16 ERIK TRUFFAZ QUARTETFr 04.03.16 CHRISTOPH IRNINGERS PILGRIM: ITALIAN CIRCUS STORYSo 13.03.16 TUCK & PATTIFr 18.03.16 MATTHIAS BERGMANN QUINTETT FEAT. PAUL HELLERDoDo 24.03.16 THOMAS HUFSCHMIDT TRIOFr 15.04.16 NILS KERCHER: SUKU - YOUR LIFE IS YOUR POEMFr 22.04.16 STEPHAN MATTNERS BEAMSa 23.04.16 ULF WAKENIUS TRIO: TRIBUTE TO WES MONTGOMERYDo 07.05.16 MO’ BLOWFr 08.05.16 ROBERT GLASPER EXPERIMENTDo 05.05.16 LAKECIA BENJAMINFr Fr 06.05.16 OMER KLEIN TRIODi 10.05.16 MOHAMMAD REZA MORTAZAVISa 18.06.16 FLAT EARTH SOCIETY

domicil

Konzertsaal · Club · Gastronomie

Hansastr. 7-11, 44137 Dortmund

TICKETS & PROGRAMMINFO:

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